Viel wird dieser Tage vom neuen Benutzer geredet - nicht mehr der High-Tech-Freak steht im Mittelpunkt des Interesses, sondern der Computerneuling, der ganz normale Anwender ohne technische Vorkentnisse. Wie verändern Internet und Co. die Gesellschaft? - so lautete dann auch das Thema einer Podiumsdiskussion auf der COMDEX in Las Vegas. Doch während die Diskussionsteilnehmer vor allem den Aspekt der Aus- und Weiterbildung beleuchteten, stellt sich bei den Neuvorstellungen der Aussteller eher die umgekehrte Frage: wie verändert die Gesellschaft, das veränderte Konsumerprofil, zukünftige Produkte? Beispiel Digitalfotografie ud Digitalvideo Mark Viken, President Personal Network Solutions von Sony, brachte es nicht nur für sein Unternehmen auf den Punkt: "easy, convenient und fun" lautet sein Paradigma für neue Produkte und Dienstleistungen, das er auf der COMDEX immer wieder betont. Und die Ankündigungen und Produktreleases geben ihm Recht. So stellen viele Anbieter von Digitalkameras Lösungen vor, mit denen die Bilder gleich per Infrarot-Verbindung über das Notebook zu einem Webserver gesendet werden. Kein lästiges Schleppen von Kabeln, kein PC für die Übertragung der Daten - und vor allem fast unbegrenzter Speicherplatz. So zeigte activephoto auf der COMDEX eine entsprechende Lösung, die demnächst auch in Europa mit dem GSM-Standard verträglich sein soll. Erste Kamerahersteller konnten schon gewonnen werden. Überhaupt sind digitale Fotografie und digitales Video samt der dazugehörigen Services ein wichtiges Thema der Show. Im vergangenen Jahr konnte Sony so z.B. den Umsatz mit digitalen Fotokameras verdoppeln - und der Trend hält an. Die neueste Sony-Kamera soll nun noch mehr Spaß bringen, noch einfacher zu bedienen sein ... und flexibler einsetzbar. So gibt es als Zubehör ein Schutzgehäuse für Strand und Meer - wasserdicht bis etwa 30 Meter. Parallel dazu erleben Websites wie zing.com, shutterfly.com, snapfish.com, imagestation.com oder photopoint.com, die dem Nutzer den Upload und das Sharing seiner Fotos ermöglichen, einen wahren Boom. Neben dem meist kostenlosen Hosting, zum Teil sogar ohne Speicherplatzbegrenzung, können hier oft Bilder aufbereitet, an Freunde versandt oder auch -kostenpflichtig über Partnerunternehmen - Papiervervielfältigungen in Auftrag gegeben werden. Selbst die Zusammenstellung eigener Slideshows mit Text- und Soundeffekten sowie Transitionen ist zum Teil kostenlos möglich. So kann dann die Oma die Urlaubsfotos der Enkel im Web betrachten, noch während diese durch die Anden trampen. Zumindest, wenn die Oma das Internet nutzt und die Enkel das richtige Equipment dabei haben ... Konvergenz der Welten Da wundert es nicht, dass HP auf der Digital Focus, einer der zahlreichen "Nebenmessen" der COMDEX, einen Assistenten vorstellte, der das Einscannen und automatische Uploaden von Papierabzügen mit jedem HP-Scanner quasi auf Knopfdruck erledigt. Das Programm kann von der HP-Website als Update für die Scansoftware gratis heruntergeladen werden. Der größte Vorteil: der normale Anwender muss sich nun nicht mehr um Auflösung, Farbtiefe, Bildformate und manuellen Upload kümmern - der Assistent führt durch den Prozess. Gut für Oma, denn so kann sie ihre ganzen Fotoalben einscannen und uploaden, die alten Papierfotos mit den neuen digitalen Aufnahmen mischen, und natürlich die Enkel überraschen! Selbst die Generierung eines Thumbnails zur Bildvorschau übernimmt die Software ... Überhaupt beginnen die Unternehmen zu erkennen, dass analoge und digitale Welten zusammenwachsen müssen. Dazzle (das Unternehmen, dass kürzlich FAST Multimedia akquirierte) stellte mit der Hollywood-DV Bridge ein Produkt auf der COMDEX vor, das es erlaubt, digitale und analoge Videoquellen zu konvertieren und zu mischen. So können die reichlich vorhandenen alten Urlaubsvideos mittels Hollywood-DV in ein digitales Format gewandelt, in den PC eingelesen und dort mit digitalen Aufnahmen kombiniert werden. Auch der umgekehrte Weg ist möglich - die analoge Ausgabe digital produzierter Videosequenzen. Das $299-Produkt ist eine externe Box, die einfach über die Firewire/i.LINK/1394-Schnittstelle angeschlossen wird und sowohl digitale wie auch analoge Ein-/Ausgänge besitzt. Sie funktioniert für PCs ebenso wie für den Mac. Einige weitere Neuigkeiten der Dazzle-Pressekonferenz zeigen, wie das Unternehmen den Markt vom Einsteiger über den Enthusiasten bis hin zum Profi abdecken möchte. Während sich die Profi-Produkte vor allem aus der Akquisition von FAST ableiten, ist vor allem bei den Einsteigerprodukten ein Trend abzulesen. Mit Dazzle EmMe stellt das Unternehmen eine Videocapture-Lösung speziell für Windows ME vor. Für $49 bekommt der Käufer eine externe USB-Box, an die eine digitale Videokamera angeschlossen werden kann. Als Videoschnitt-Software wird hier das in Windows ME bereits vorhandene Movie Maker verwendet. Für den Einsteiger eine rasche und kostengünstige Lösung - entfällt doch der Einbau einer 1394/Firewire-Karte in den PC ... einfach USB-Kabel einstecken, fertig! Besonders interessant aber ist die kostenlose Nutzung von Dazzle Webcast Theater Video Services. Hinter dem Zungenbrecher verbirgt sich ein Webservice, den Dazzle von den Fotosharing-Websites abgeschaut haben könnte: Videosharing im Web. Auch wenn das genaue Online-Angebot noch unklar blieb, so bleibt doch zu beobachten, dass Dazzle alles daran setzt, auch für den Eisteiger einfache, kostengünstige Komplettlösungen im Videoschnittbereich anzubieten. Genau zur richtigen Zeit, denn der Markt für Digital Video boomt - und immer getreu dem COMDEX-Motto von Mark Viken: "easy, convienent, fun". Bleibt die Frage, ob nun die Technologie die Gesellschaft oder dieGesellschaft die Technologie verändert - wohl immer ein Stück von beidem, denn meine Oma hätte ihre Fotos bestimmt nicht eingescannt, und wäre es noch so einfach :-) (Markus Stolpmann arbeitet als freier eBusiness Consultant, Buchautor und Journalist)