München - Im Zuge der Konsolidierung am europäischen Aktienmarkt schwebt der US-Technologiebörse Nasdaq nach den Worten des Vorstandschefs von Nasdaq International, John Hilley, ein europaweiter Markt für Börsengänge unter dem Markennamen "Nasdaq" vor. Die Gespräche mit der Londoner Börse (London Stock Exchange (LSE) seien lediglich der erste Schritt, sagte Hilley der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) (Freitagausgabe). Danach sei eine weitere Konsolidierung und die Einbeziehung der Deutschen Börse und der Börsengruppe Euronext geplant. "Die LSE braucht einen starken Partner, aber auch für die beiden anderen führenden Börsen wäre eine Zusammenarbeit mit uns extrem hilfreich", sagte Hilley weiter. Momentan konzentriere sich die US-Börse jedoch auf London, da es nach dem Scheitern der Fusion von Deutsche Börse mit LSE zu "iX" eher unwahrscheinlich sei, dass sich die LSE mit einer der europäischen Börsen zusammenschließen werde. Fusionspläne geplatzt Die geplante Fusion von Frankfurter und Londoner Börse wurde nach einem feindlichen Übernahmeangebot des schwedischen Finanzplatzbetreibers OM Gruppen für die LSE aufgegeben. Das OM-Angebot war allerdings gescheitert. In der Vergangenheit hatte es verschiedene Spekulationen über den künftigen Partner der LSE gegeben. Neben der Deutschen Börse war auch der aus den Märkten Amsterdam, Brüssel und Paris entstandene Finanzplatz "Euronext" als Kandidat für eine LSE-Übernahme oder -Fusion gehandelt worden. Auch die Nasdaq wurde bisher immer wieder als potenzieller Bieter für die LSE genannt. Die grundlegende Idee der Nasdaq sei es, in allen drei Weltregionen (USA, Japan und Europa) Börsen mit hohem Handelsvolumen und großen Produktpaletten zu haben, die direkt miteinander verknüpft seien, sagte Hilley der SZ weiter. "Es wird sicherlich eine echte Fusion und keine lockere Allianz geben", führte er aus. Nur ein einheitliches Unternehmen könne vernünftig geführt werden. Aktienhandel wird weiter fragmentieren Wenn es keine Zusammenarbeit der etablierten Börsen gebe, werde sich der Aktienhandel weiter fragmentieren, sagte Hilley weiter. Das Angebot der Nasdaq sehe auf einem einheitlichen Markt jedoch neben dem Handel mit Technologiewerten auch den mit Standardwerten vor, weil dort die größten Handelsvolumina abgewickelt würden. Auf Grund der weltweiten Vernetzung werde sich das Angebot an Wertpapieren für die europäischen Anleger enorm erweitern und die Kosten würden sinken. "Aktien von Microsoft sollen in Europa genauso günstig zu haben sein, wie in den USA", sagte Hilley. Unterdessen hat der Vorstands- und Verwaltungsratsvorsitzende der Euronext, Jean Francois Theodore, sein Angebot für freundschaftliche Gespräche mit der Londoner Börse erneuert. Die Frage sei nicht, was die Euronext, sondern vielmehr, was die LSE wolle. Die Euronext sei jedenfalls bereit für eine engere Kooperation, sagte der Vorsitzende der fusionierten Börsen Paris, Amsterdam und Brüssel am Donnerstag bei einer Veranstaltung der französisch-britischen Industrie- und Handelskammer in London. Theodore erklärte, er sehe nicht viele Hindernisse, die einer engeren Zusammenarbeit im Wege stünden, weder mit Blick auf die technische Abwicklung noch auf die Regularien. Beides waren Streitpunkte bei den im September gescheiterten Fusionsgesprächen zwischen LSE und Deutscher Börse AG (DBAG). (APA/Reuters/vwd)