Berlin - Deutschland tritt für eine Erweiterung der Europäischen Union "so schnell wie möglich" ein. Dazu müssten aber auch schwierige Fragen wie beispielsweise in der Agrarpolitik "ohne Verzögerung" gelöst werden, sagte Außenminister Joschka Fischer am Freitag in Berlin. In einer außenpolitischen Debatte des Bundestages bekräftigte er zugleich, dass Polen nach Ansicht Deutschlands zu den ersten neuen Mitgliedern der EU gehören solle. Dazu müsse Polen aber auch selbst die Voraussetzungen schaffen. Fischer warnte davor, den bevorstehenden EU-Gipfel in Nizza mit zusätzlichen Fragen zu belasten. Bei dem Treffen Anfang Dezember müssten die Voraussetzungen für die Erweiterung durch interne Reformen geschaffen werden. Er wies die scharfe Kritik der Opposition an der Außenpolitik der rot-grünen Regierung zurück und sprach von "Schein-Kontroversen", für die es keine sachlichen Grundlagen gebe. Es bestehe vielmehr Konsens in Grundfragen. Die Opposition hatte Fischer zuvor schwere Versäumnisse vorgeworfen. In seinen zwei Jahren Amtszeit habe die deutsche Außenpolitik an Glaubwürdigkeit verloren sowie an Berechenbarkeit und Einfluss eingebüßt, sagte der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Rühe. Fischer betreibe im Vergleich zu seinen früheren Positionen einen "erbärmlichen Fundamentalismus der Realpolitik". Während gegenüber kleinen Staaten wie Österreich die "Moralkeule" geschwungen werde, schweige Fischer zu den Morden Russlands in Tschetschenien. (APA/dpa)