Unternehmen
Luft-Schlammschlacht eskaliert
AUA will Lauda-Vorstand ablösen, Lauda die AUA-Bosse los werden - Gegenseitige Kampfansagen durch Hauptversammlungen
Wien - Der Kampf AUA gegen Lauda ist um eine Facette reicher: Sowohl die AUA als auch der Lauda-Air-Vorstand haben außerordentliche Hauptversammlungen (HV) bei der Lauda Air einberufen.
Die AUA, mit 36 Prozent größter Einzelaktionär der Lauda Air, will im Wege einer HV am 7. Dezember den Lauda-Vorstand das Vertrauen entziehen, was einer Abberufung gleich kommt. Gleichzeitig sollen Schadensersatzansprüche der Lauda Air gegen Niki Lauda und "allenfalls mitverantwortliche Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates" geltend gemacht werden.
Der Vorstand der Lauda Air (Niki Lauda, Otmar Lenz und Peter Henning Thöle) haben ihrerseits eine HV für den 22. Dezember angesetzt, bei der unter anderem gegen die AUA und ihre Vorstände Herbert Bammer und Mario Rehulka Ansprüche wegen gesellscahftsschädliches Verhalten geltend gemacht werden solle. Zudem wird die Abberufung von Bammer und Rehulka aus dem Lauda-Air-Aufsichtsrat verlangt. Ob es dazu kommt ist fraglich, wenn die Lauda-Aktionäre (AUA, Laudas Privatstiftung, Lufthansa, Streubesitz) bereits am 7. Dezember die Anträge der AUA gut heißen.
"Nahezu einmalig"
Die AUA hat die HV per Gerichtsbeschluss erwirkt, nachdem sich Lauda und sein Aufsichtsratchef Rudolf Streicher drei Wochen lang weigerten, der Aufforderung nachzukommen. Streicher hat dann in der Vorwoche seine Meinung geändert und Lauda die Einberufung einer HV "empfohlen". Rehulka sagte, "der Fall dass ein Vorstand das rechtliche Verlangen seines Hauptaktionärs schlichtweg ignoriert, ist in der Geschichte des Aktienrechts nahezu einmalig".
Wie bereits angekündigt will die AUA bei der HV am 7. Dezember den Wirtschaftsprüfer Geiserich Tichy mit einer umfassenden aktienrechtlichen Sonderprüfung gemäß $118 beauftragen. Lauda will bei "seiner" HV Tichys "Unbefangenheit" erörtern.
Neben der gesamten Geschäftsgebarung sollen bei der HV am 7. Dezember speziell alle Fremdwährungs- und Dervativgeschäfte und alle mit nicht Gruppenfremden realisierten Flugzeugfinanzierungstransaktionen unter die Lupe genommen werden.
Kreditvergaben
Zudem geht es um Kreditvergaben an Tochter- und Beteiligungsunternehmen, Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen. Außerdem soll die Abänderung langfristiger Vertragsverpflichtungen, insbesondere Flugzeuganschaffungen, Flugzeugfinanzierungen und Catering überprüft werden. Insbesondere sollen auch die Geschäfte der Lauda Air Italy und ihre Auswirkungen auf die Lauda Air untersucht werden.
(Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 18.11.2000)