Wien - Beschleunigt durch die EU-Beitrittskandidaten sowie den Aufschwung in Russland und den GUS werden die ehemaligen Ostblockstaaten heuer mit knapp fünf Prozent die höchste Wachstumsrate sei Beginn der Reformen erreichen. "Auch die Aussichten für diese Region sind positiv", zeigte sich Martin Raiser von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) bei der Präsentation des Transition Report 2000 am Freitag in Wien auch für die Zukunft optimistisch. Der Transformationsprozess habe bisher jedoch nur wenig neue Arbeitskräfte in der Region gebracht, räumte Raiser ein. Die Reformländer hätten die negativen Auswirkungen der russischen Wirtschaftskrise überwunden, heißt es im Bericht. Darüber hinaus sei mit der Wahl des neuen Präsidenten in Jugoslawien eine der letzten noch verbleibenden Bastionen der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa gefallen. Anhaltend starkes Wachstum erwartet Für die nächsten Jahre rechnet die EBRD mit einem anhaltend starken Wachstum in der Region. Viel hänge jedoch vom Wirtschaftsaufschwung in der EU und von den Anstrengungen der jeweiligen Regierungen selbst in den Transformationsländern ab. Die regionalen Unterschiede könnten aber auch künftig nur langsam abgebaut werden, so Raiser. Weil vor allem die negativen Folgen des Transformationsprozesses für die Gesellschaft und die Bevölkerung ein großes Risiko darstellen, hätten derzeit vor allem Sozialreformen in dieser Region Vorrang, betonte der EBRD-Experte. Mit Ausnahme von Turkmenistan, Usbekistan und Weißrussland sei in den MOEL und der GUS eine leichte Tendenz zur Reformkonvergenz zu verzeichnen. Weniger stark entwickelte Länder haben demnach wirtschaftlich stark aufgeholt. Abgesehen von den EU-Beitrittskandidaten konnten die größten Reformschritte in jenen Staaten verbucht werden, die sich aus internen Krisen befreien haben, wie zum Beispiel Bulgarien, Mazedonien, Georgien, Tadschikistan oder Weißrussland. Liberalisierung und Privatisierung rasch umgesetzt Im allgemeinen sei festzustellen, dass Liberalisierung und Privatisierung rascher als institutionelle Reformen umgesetzt werden könnten. Dies sei nicht weiter verwunderlich, weil institutionelle Reformen in der Regel schwieriger sind und länger dauern, so Raiser. Es gebe jedoch noch große Unterschiede in den einzelnen Staaten. Beschleunigen würden sich diese Prozesse bei den EU-Kandidatenländern, was am Beispiel von Litauen deutlich zu sehen sei. Institutionelle Reformen verlaufen grundsätzlich in demokratischen Ländern besser, sofern nicht Interessensgruppen (wie in Russland) vorherrschen. Die Aussichten für den Aufbau der Wirtschaft in Jugoslawien werden in dem Bericht positiv bewertet. Das Land nehme in Südosteuropa eine strategische Schlüsselposition ein und verfüge über einen potenziell großen Markt, der für ausländische Investoren von Interesse sei. Die Misswirtschaft unter Slobodan Milosevic habe zu einem dramatischen Produktionsverfall und einer enormen Schattenwirtschaft geführt. Die Wirtschaftsleistung erreiche derzeit nur noch 40 Prozent des Wertes von 1989. Für die Zukunft sei allerdings entscheidend, einen Prozess zur durchgreifenden Reform der jugoslawischen Wirtschaft einzuleiten, um das Klima für in- und ausländische Investitionen zu verbessern. (APA)