Wien - Österreichs Lesben- und Schwulenorganisationen forderten am Freitag in einer Pressekonferenz die rechtliche Absicherung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Man einigte sich im Oktober auf einen Forderungskatalog, der drei wesentliche Punkte umfasst. Dieser soll im Frühjahr 2001 in Form einer BürgerInneninitiative mit dem Namen "Gleich viel Recht für gleich viel Liebe" in den Nationalrat gebracht werden. Der erste Punkt des Katalogs fordert den Zugang gleichgeschlechtlicher Paare zu allen Rechten und Pflichten der Ehe. "Seit 1787 hat sich nicht mehr viel getan" Weiters fordern die Organisationen die Gleichstellung verschieden- und gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften ohne Trauschein und eine zügige rechtliche Fortentwicklung von Ehe und Lebensgemeinschaften an den Grundsätzen der persönlichen Selbstbestimmung, der PartnerInnenschaftlichkeit und Gleichbehandlung. Helmut Graupner vom Rechtskomitee Lamda verwies in einem kurzen geschichtlichen Abriss auf die diskriminierende Situation für Homosexuelle. "Seit der Abschaffung der Todesstrafe für gleichgeschlechtliche Liebe im Jahre 1787 hat sich nicht mehr viel getan", so Graupner. Zwar wäre homosexuelle Liebe unter Erwachsenen nicht mehr strafbar, aber Österreich hinke im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern hinten nach. Vor allem der Paragraph 209, der homosexuelle Liebe Erwachsener mit Jugendlichen ab 14-18 mit Gefängnis bedroht, sei den Organisationen ein Dorn im Auge, kritisierte Graupner weiters. Österreich, ein "lesbisch-schwules Serbien" Graupner verwies auf das skandinavische Modell und auf Deutschland, das in Anlehnung an dieses ein LebenspartnerInnenschaftsgesetz beschlossen hat sowie insbesondere auf die Niederlande, die ab dem 1. Jänner 2001 die volle zivilrechtliche Ehe verbunden mit voller Gleichbehandlung und sogar der Möglichkeit der Adoption haben wird. Das ist das Ziel der HOSI, Österreich hingegen ist ein lesbisch-schwules Serbien" , schloss Graupner. Es gehe nicht um Sonderrechte, sondern um Gleichbehandlung. Wie diese PartnerInnenschaftsform nun genannt werde, ob Ehe oder nicht, sei nicht weiter wichtig, meinte Ernest Strohmeyer von der HOSI Linz. Religionsgemeinschaften dürften einen Unterschied machen, der Staat jedoch nicht, betonte Graupner. Die BürgerInneninitiative wende sich direkt an die Volksvertreter im Parlament und nicht nur an eine Partei und man hoffe auf eine ordentliche und faire Behandlung des Themas und nicht auf ein parteipolitisches Gezänk. "Menschenrechte sollten jeder Partei ein Anliegen sein", so Graupner. Lunacek: Volle Unterstützung für Lesben- und Schwulengleichstellung Grüne Kritik an der ÖVP "Die Grünen unterstützen die Forderung der Schwulen und Lesben auf Gleichstellung im Straf- und Zivilrecht. In zahlreichen Anträgen haben die Grünen die frühere und auch die jetzige Regierung aufgefordert, endlich diese Gleichstellung herbeizuführen, so die Nationalratsabgeordnete der Grünen", Ulrike Lunacek. Diese Bemühungen seien jedoch aufgrund der starren Haltung der ÖVP bisher immer zum Scheitern verurteilt gewesen. "Mit Deutschland haben nun schon knapp die Hälfte der EU-Länder fortschrittliche Regelungen für gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften. Für Österreich ist es nach dem Weisenbericht nun höchst an der Zeit, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten die Einhaltung der Menschenrechte in Österreich sicherzustellen," schloß Lunacek. (APA/OTS)