Peter Ustinov findet Leitkultur-Diskussion gefährlich
"Ich bin ethnisch selbst sehr schmutzig - und stolz darauf"
Genf - Die Diskussion, ob Ausländer sich an einer deutschen "Leitkultur" orientieren sollten, ist für den Schauspieler und Autor Sir
Peter Ustinov (79) sehr gefährlich. "Wenn man sich sentimental mit dem ewigen Deutschtum beschäftigt, ist das eine Bewegung in Richtung
Nationalismus der aggressiven Art", sagte Ustinov in einem dpa-Gespräch. "Man muss nicht verhindern, dass die nationale Kultur durch
andere reicher gemacht wird."
"Ich bin ethnisch selbst sehr schmutzig - und stolz darauf", sagte Sir Peter, Brite mit deutschen, russischen und französischen Wurzeln. "Man
sieht das auch bei Hunden. Manche sind hoch gezüchtet, aber sehr nervös. Und dann trifft man einen Straßenköter, der ist kolossal klug, auch
wenn die Ohren nicht beide gleich lang sind."
Sir Peter tourt vom nächsten Dienstag an mit musikalischen Erzählungen durch Deutschland. Aufgeführt werden nach Berlioz' "Ouvertüre zu
König Lear" der "Karneval der Tiere" von Camille Saint- Saens und "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgsky, jeweils unterbrochen
für kleine Lesungen von Ustinov. Der Karneval war von Anfang an für Musik und Sprecher angelegt. Saint-Saens überließ es den Autoren,
sich einen eigenen Text zu schreiben. Für die "Ausstellung" schrieb Ustinov Sprecheinlagen. Er schlüpft in die Rolle des Komonisten, der
durch die Ausstellung wandelt.
Auftakt der Deutschlandtournee ist am 21. November in der Alten Oper in Frankfurt. Sir Peter gastiert mit dem Musikabend auch in Basel,
Baden-Baden, Lübeck, Berlin, Braunschweig, Hamburg, Bremen und Köln. "Deutschland ist der beste Boden für einen solchen Abend", sagt
Sir Peter. "In England oder Frankreich könnte man das nicht machen. Das deutsche Publikum ist intellektueller." Die Briten meinten, sie hätten
den Humor gepachtet, sagt der Brite. "Es ist, als hätten sie in der Arktis beim Lachen eine Flagge aufgestellt um zu demonstrieren, dass sie
zuerst dort waren." (APA/dpa)