Zum Jahresende 2000 herrscht bei Siemens do Brasil Aufbruchstimmung. Im nächsten Jahr will die Tochter des Münchener Elektrokonzerns mit massiven Investitionen in den Mobiltelefonmarkt eindringen, der bis heute von Motorola, Ericsson und Nokia beherrscht wird. Möglich wurde dies durch den Beschluss der brasilianischen Regierung, 2001 auf der Frequenz 1,8 GHz ein drittes Mobilfunknetz in Leben zu rufen. Dieses soll auf Basis des europäischen GSM-Standards realisiert werden. Heute sind in Brasilien nur ältere US-Standards im Einsatz. Mit einer Investition von 700 Mill. US-Dollar (8,20 Mill. Euro/112,9 Mill. S) in den nächsten drei Jahren will Siemens für das GSM-Netz mindestens 25 Prozent der Infrastruktur und der neuen Telefonapparate liefern. Allein der Markt für die Empfangs-, Vermittlungs- und Basisstationen wird auf zehn Milliarden Dollar geschätzt - eine Chance auch für europäische Zulieferindustrien und Dienstleister. Die Versteigerung der neun C-Netz-Lizenzen im Jänner 2001 wird dem Staat nach Branchenschätzungen umgerechnet gut sechs Mrd. DM (3,07 Mill. Euro/42,2 Mill. S) einbringen. US-Unternehmen hatten bis zuletzt versucht, die Regierung zu einem Votum für die Frequenz 1,9 GHz zu bewegen, um die bereits etablierten und in den USA verbreiteten CDMA- und TDMA-Standards auch für das dritte Netz nutzen zu können. Den neuen Markt werden sich nun vor allem die Europäer streitig machen: Siemens, Alcatel und Nokia. Seit 1998 ist die Zahl der Handys in Brasilien von 5,6 Mill. auf fast 19 Mill. gestiegen. Jeden Monat kommen 600.000 dazu, so dass bald ein Handy auf neun Einwohner kommt. Zudem kommt auf je fünf Einwohner ein Festnetzanschluss. 2005 soll es 58 Mill. Funktelefone in Brasilien geben, dann genauso viel wie Festtelefone. Siemens will Mitte 2001 die Werbung für GSM-Geräte aufnehmen. Die ersten Geräte sollen importiert werden, doch im Oktober 2001 soll die Produktion vor Ort beginnen. Bis 2004 sollen mindestens drei Mill. Siemens-Handys in Brasilien in Betrieb sein. Das wären immer noch deutlich weniger als zehn Prozent des Marktes. Die 700 Mill. Dollar Investitionen fließen vorrangig in gemeinsame Projekte mit den Betreibergesellschaften zum Aufbau der Infrastruktur und den Ausbau der beiden Telefonfabriken. Siemens verfügt bereits eine beachtliche Marktposition im Festtelefonbereich, mit Werken in der Amazonasmetropole Manaus und Curitiba (Parana). Die in der zollfreien Zone Manaus hergestellten Geräte gehen an europäische Abnehmer. Siemens do Brasil fertigt neben Telefongeräten auch Generatoren, Lampen, Bauteile und Komponenten.(APA/dpa)