Wien - Die Voest-Alpine Stahl AG (VAS) ist gegenwärtig dabei, ein Pilotprojekt in der Mitarbeiterbeteiligung umzusetzen. "Wir wollen die Interessen der Aktionäre und der Mitarbeiter zur Deckung bringen und gleichzeitig für die Beschäftigten eine zweite Säule der Altersversorgung aufbauen", sagte der Vorstandsvorsitzende der VAS Peter Strahammer im Gespräch mit dem S TANDARD. Voraussetzung ist allerdings, dass es im Metaller-Kollektivvertrag eine Ermächtigung gibt, darüber Betriebsvereinbarungen abzuschließen.

Wie berichtet hat die VA Stahl von der Schwester VA Tech ein Paket von vier Prozent eigener Aktien zurückgekauft, die nun zur Mitarbeiterbeteiligung zur Verfügung stehen. "Wir haben die Ermächtigung bis zu zehn Prozent eigener Aktien zurückzukaufen, sodass ein erhebliches Potenzial für die Beteiligung der Mitarbeiter zur Verfügung steht."

Das Aktienpaket stellt laut Strahammer einen Wert von 500 Millionen Schilling dar. Die vergangene Lohnrunde kostete den Konzern rund 300 Millionen Schilling. Wie berichtet, wurde bei der jüngsten Metallerlohn- und -gehaltsrunde eine Erhöhung der kollektivvertraglichen Bezüge von 3,4 Prozent und der Ist-Löhne und -Gehälter von 2,7 Prozent ausgehandelt.

"Ein Prozent Gehalts- und Lohnverzicht bringt uns eine kapitalisierte Ersparnis von 1,5 Milliarden Schilling", rechnet Strahammer vor. "Das Modell sieht vor, dass das Paket in treuhändige Verwaltung gegeben wird. In der innerbetrieblichen Rechnung entstehen Forderungen gegen die Treuhandgesellschaft, die sich mit der jeweiligen Abzahlung jährlich reduzieren. Innerhalb von etwa sechs Jahren wären dann die Aktien bezahlt. Durch den Ermächtigungsrahmen auf den Rückkauf von zehn Prozent könnte weiteres Material beschafft werden."

Der Vorteil des Unternehmens bestünde darin, dass sich der Sockel künftiger Lohnerhöhungen ermäßigt. Außerdem gebe es eine Ersparnis bei den Lohnnebenkosten. "Über die Verteilung ist dann noch mit dem Betriebsrat zu verhandeln", sagt der VA-Stahl-Chef.

Der Vorteil für den Mitarbeiter ist neben der Aussicht auf Dividenden des gut verdienenden Unternehmens die Möglichkeit, zusätzlich zur Abfertigung beim Ausscheiden über ein Aktienpaket zu verfügen. "Nach den gegenwärtigen Berechnungen würde zum heutigen Kurswert eine Summe von 40.000 Schilling zu erlösen sein", meint Strahammer. Gleichsam eine Betriebspension, die als Ergänzung zur ersten Säule der Altersversicherung, der ASVG, fungiert.

Zwei Hindernisse

Der Haken an der Sache: Die Betriebsvereinbarung kann nur geschlossen werden, wenn alle Mitarbeiter davon erfasst sind. Sonst geht die steuerliche Begünstigung verloren und macht die Sache uninteressant. Der Betriebsrat muss noch Überzeugungsarbeit leisten, weil den Beziehern von kollektivvertraglichen Mindestlöhnen das Mehr im Lohnsackerl wichtiger sein könnte als ein Anteilsschein am eigenen Unternehmen.

Und der Zusatz im Kollektivvertrag ist noch nicht finalisiert. In der Gewerkschaft stehen den Befürwortern noch Gruppen gegenüber, die glauben, die Mitglieder vor den Risiken des Kapitalmarkts schützen zu müssen. (Michael Hahn, Der Standard,Printausgabe, 20.11.2000)