Wien - Die Steag Hama Tech, ein Tochterunternehmen des deutschen Energiekonzerns Steag, will sich im Burgenland engagieren. Mit ihrer Hilfe soll dort eine Produktion für Compact Discs (CDs) aufgezogen werden. Kolportierte Investitionssumme: etwas über 800 Millionen Schilling (58 Millionen Euro).

Weil derzeit alles noch streng geheim sei, beschränkt sich Josef Münzenrieder, Geschäftsführer der Wirtschaftsservice Burgenland AG (WIBAG) auf Anfrage des STANDARD darauf, "laufende Verhandlungen mit einem Investor, der sich im südburgenländischen Wirtschaftspark Heiligenkreuz ansiedeln will" zu bestätigen. Ende des Statements.

Bei den weiteren STANDARD-Recherchen taucht neben dem renommierten Anlagenbauer Steag Hama Tech (500 Mitarbeiter in Deutschland und in den USA; 1999: Umsatz 3,8 Milliarden Schilling oder 276 Millionen Euro) als Verhandlungspartner dann noch ein so genannter "Projektinitiator" in Person des indischen Geschäftsmannes Mridul Nalwaya auf. Nalwaya gibt sich als "Projekterfinder", nicht aber als Finanzier.

Versandet

Bereits vor zwei Jahren ging er in Österreich mit einem (anderen) Projekt um, das jedoch in der Folge sang- und klanglos im Sande verlief.

Im neuen Ansiedlungsprojekt sieht sich Nalwaya jedenfalls als Gesellschafter, der 40 Prozent der Anteile halten möchte. Die übrigen 60 Prozent würden andere europäische Unternehmen halten. "Nicht jedoch Hama Tech", so die Deutschen.

Die Produzenten von Maschinen für optische Datenträger (CDs, DVDs) würden keine Gesellschafter, sondern gewähren dem Projekt vielmehr "einen Teil des Kaufpreises für insgesamt 15 - zur CD-Produktion notwendigen - Maschinenlinien als Darlehen". Selbst wollen die Maschinenbauer nicht in die CD-Fertigung gehen, weil sie damit ja ihre sonstigen Abnehmer und Kunden konkurrenzieren würden.

Weil die Vorprodukte aus dem Ausland kommen und in der vollautomatischen Produktion faktisch nur 15 qualifizierte Schlüsselkräfte zum Einsatz kommen sollen, gilt die Wertschöpfung des neuen Ansiedlungsprojektes für Österreich derzeit aber noch als gering.

Zu hoch gegriffen

Die vom Projektbetreiber mit 170 neuen Arbeitsplätzen angegebene Zahl erscheint Experten als zu hoch. Und das Bankenkonsortium, das sich aus vier Instituten zusammensetzt, beäugt die Idee derzeit noch skeptisch. Wie der Chef der Austrian Business Agency (ABA), René Siegl, auf Anfrage bestätigt, steht "nämlich die Finanzierung noch nicht vollständig".

Noch völlig offen ist außerdem die Höhe der Förderung, den das Projekt lukrieren könnte. Der Wunsch nach der Maximalvariante von 35 Prozent im Ziel-eins-Gebiet Burgenland wird freilich - nach übereinstimmender Einschätzung - ein Wunsch bleiben müssen. Gehen die Verhandlungen trotzdem positiv über die Bühne, könnte der erhoffte Projekt-Startschuss "bereits Anfang nächsten Jahres" fallen. Damit würde das 1997 als Paradeprojekt eröffnete Lyocell Werk der Lenzing AG im südburgenländischen Wirtschaftspark Gesellschaft bekommen. (Monika Bachhofer, Der Standard, Printausgabe, 20.11.2000)