Wien/New York - Die wichtigste und größte Emission an der Wiener Börse war nur mit Ächzen und Stöhnen zu verkaufen, weil das Interesse internationaler Fonds so gering war. Aber auch Privatanleger in Österreich waren zurückhaltend: 91.500 Österreicher haben die Emission letztlich gezeichnet, 125.000 hatten ein Gratisticket bestellt. Die Folge: Die ÖIAG kann weniger verkaufen als geplant und muss dieses geringere Volumen auch noch zum niedrigstmöglichen Preis abgeben. Der Ausgabekurs ist mit neun Euro (123,84 S) am untersten Ende des Preisbandes (neun bis zwölf €) fest gelegt. Das obwohl das Land nie eine aufwendigere Kampagne - mindestens 100 Mio. S wurden in die Bewerbung investiert - gesehen hatte. Advent-Präsent Außerdem muss die ÖIAG jetzt Aktien im derzeitigen Wert von 2,8 Milliarden Schilling an die Telecom Italia verschenken. Denn laut Nachbesserungsvertrag stehen den Italienern, die bereits 25 Prozent an der TA besitzen, 4,8 Prozent Gratisaktien zu, weil der Ausgabekurs unter 11,87 Euro liegt. Die Italiener hatten vor drei Jahren für ihre 25 Prozent plus eine Aktie 27,3 Mrd. S gezahlt. ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz hatte entsprechende Standard- Berichte über Nachbesserungsvereinbarungen im Juli noch heftig dementiert. Ditz hatte auch vor drei Wochen noch gesagt, er sei "überzeugt, dass mehr Österreicher Telekom-Aktien kaufen werden als Tickets verschickt wurden". Leises Klingeln Nach der nunmehrigen Transaktion hält die Telecom Italia nun offiziell etwa 28,8 Prozent, der Streubesitz wird 25,8 Prozent betragen und bei der ÖIAG verbleiben 44,4 Prozent. In die Kasse bringt der Börsegang viel weniger als geplant: Nur knapp 16 Milliarden Schilling Erlös bleiben der ÖIAG zum Schuldenzahlen. Das ursprünglich geplante Emissionsvolumen von bis zu 140 Millionen Aktien beziehungsweise 28 Prozent der TA wurde wegen des "schwierigen Marktumfelds" auf 25,8 Prozent reduziert. Darin ist die Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) schon eingerechnet. Als Grund für das schleppende Interesse wird auch die Bilanz der TA ins Treffen geführt: Im Geschäftsjahr 2000 wird das Unternehmen einen Verlust von bis zu fünf Mrd. Schilling ausweisen. Die Nachfrage insgesamt habe sich zu 35 Prozent auf das Inland und zu 65 Prozent auf das Ausland verteilt. Von der Inlandsnachfrage seien 28 Prozent auf Retail und 72 Prozent auf institutionelle Investoren entfallen. Mehr als 72 Prozent der 18.700 Beschäftigten in der TA- Gruppe (inklusive Mobilkom und Datakom) haben Aktien im Wert von 434 Mio. S geordert. Diese 72-prozentige Beteiligung stellt nach Angaben der ÖIAG einen "absoluten österreichischen Rekord" dar. Für Privatanleger bedeutet das eine hohe Zuteilung von rund 90 Prozent. (Eric Frey, Karin Bauer, Der Standard, Printausgabe, 21.11.2000)