Moskau - In einem handgesteuerten Manöver hat die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS am Samstag einen unbemannten russischen Progress-Transporter mit 2,5 Tonnen Nachschub eingefangen. Ein erster automatischer Andockversuch scheiterte, weil die Progress schräg zur ISS stand, teilte die Bodenkontrolle bei Moskau mit. Vom Kommandostand des ISS-Moduls "Swesda" aus lenkte der russische Kosmonaut Juri Gidsenko den Frachter an die untere Andockstelle des Nutzlast-Moduls "Sarja". Dort wurde er mit 40 Minuten Verspätung um 4.47 Uhr MEZ festgemacht, meldete die Agentur Itar-Tass. Auf der Erde reagierten frühere Bewohner des ISS-Vorläufers Mir traurig auf den Regierungsbeschluss, die russische Raumstation endgültig im Februar 2001 abstürzen zu lassen. "Die Station ist Teil unseres Lebens, und es tut weh zu wissen, dass ihre Tage gezählt sind", sagte der Kosmonaut Juri Malentschenko nach Angaben von Itar-Tass am Sonntag. Sein Kollege Anatoli Solowjow, der fünf Mal zur Mir flog, war "sehr betroffen" von dem Beschluss der Regierung. Der Kosmonaut Wassili Ziblijew erinnerte sich wehmütig an die etwa 150 Bücher zählende Bordbibliothek. "Wir träumen davon, sie auf die Erde zurückzuholen, doch das ist nicht sehr realistisch." Ziblijew hatte 1997 den gefährlichsten Moment auf der Mir erlebt, als die Station mit einem Progress-Transporter kollidierte. Doch er gab sich zuversichtlich: "Wir werden weiter fliegen und zwar zur Internationalen Raumstation." Im All auf der ISS legten Gidsenko, sein Kollege Sergej Krikaljow und der amerikanische ISS-Kommandant Bill Shepherd am Sonntag einen Ruhetag ein. Am Montag sollen sie mit dem Entladen von technischen Geräten, Treibstoff, Wasser und Essen aus dem Raumtransporter beginnen. Auch die ersten Briefe von ihren Familien brachte die Progress. Sie soll am 1. Dezember abgekoppelt und versenkt werden, um Platz zu machen für die einen Tag später erwartete US-Raumfähre "Endeavour". Shepherd, Gidsenko und Krikaljow waren am 2. November an Bord der ISS gegangen. Sie hatten die Station, das größte Forschungsobjekt der Menschheitsgeschichte, bewohnbar gemacht. (APA)