Nahost
Anschlag auf Schulbus bringt Barak unter Druck
Israelischer Ministerpräsident beruft Sicherheitskabinett zu Krisensitzung
Kfar Darom - Ein Sprengstoffanschlag auf einen Schulbus jüdischer Siedler im Gaza-Streifen hat am Montag zwei Menschenleben
gefordert. Neun Personen, darunter fünf Kinder, wurden bei der Zündung einer mit einem Sprengsatz gekoppelten Mörsergranate auf einer
Straße bei Kfar Darom zum Teil schwer verletzt. Zu der Tat bekannten sich drei Gruppen: die "Palästinensische Hisbollah", die
"Al-Aksa-Märtyrer" und die einzig davon bisher einschlägig bekannte Organisation "Omar el Moukhtar". Der israelische Ministerpräsident
Ehud Barak berief sein Sicherheitskabinett zu einer Krisensitzung ein.
Baraks Berater Gilad Sher drohte im israelischen Armeesender: "Dies wird nicht ohne Antwort bleiben." In der vergangenen Woche beschoss
Israel palästinensische Kommandozentralen nach vorangegangene nach Angriffen mit Raketen. Präsident Yasser Arafat beriet mit seinen
Sicherheitsexperten und ordnete eine Ermittlung an. Sein Berater Nabil Abu Rudeina sagte, die Palästinenserregierung habe nichts mit dem
Anschlag zu tun und verurteile jegliche Gewalt.
Der Zwischenfall verstärkt den Druck auf Barak, härter gegen Palästinenser vorzugehen. Auf das Schulbuswrack wurde auf Hebräisch der
Satz gesprüht: "Das haben wir von Zurückhaltung." Barak vertritt die Linie, auf Gewalttaten entschlossen, aber auch zurückhaltend zu
reagieren, um nicht in ein militärisches Abenteuer gezogen zu werden.
Arafat hatte erst in der vergangenen Woche angeordnet, von Gebieten unter palästinensischer Verwaltung aus nicht mehr auf Israelis zu
schießen. Das Verbot erstreckt sich aber nicht auf Gebiete im Gaza-Streifen und Westjordanland, die nicht unter palästinensischer Kontrolle
stehen.
Die Straße im Gaza-Streifen, auf der der gepanzerte Schulbus angegriffen wurde, ist unter israelischer Kontrolle. Nach Angaben eines
Militärsprechers lauerten drei Männer im Straßengraben dem Bus auf, der von Kfar Darom zur Grundschule nach Gush Katif fuhr, und
zündeten den Sprengsatz. Danach flüchteten sie auf palästinensisches Gebiet. Die Panzerung des Schulbusses und die relativ große Entfernung
zwischen Bus und Sprengsatz hätten noch Schlimmeres verhindert, hieß es.
Unter den erwachsenen Todesopfern ist eine 35-jährige Mutter von vier Kindern. Zwei Verletzte - ein Erwachsener und ein Kind - befanden
sich in ernstem Zustand. Einem Verletzten wurden beide Beine abgerissen.
Hamas-Führer Scheich Ahmed Yassin wich einer direkten Antwort auf die Frage aus, ob seine fundamentalistische Organisation mit den
Attentätern zusammenhänge. "Was heute passiert ist, ist eine natürliche Folge der vielen Toten auf palästinensischer Seite", sagte er. Die
meisten der seit dem Beginn der neuen Gewaltwelle vor sieben Wochen getöteten mehr als 240 Menschen sind Palästinenser. Im
Gaza-Streifen leben rund 7000 jüdische Siedler neben mehr als einer Million Palästinensern. (AP)