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Semmering - Einen Trend von der kurzfristig spekulativ orientierten "Shareholder-Politik" zu einer strategisch langfristigen Stakeholder-Politik ortet der geschäftsführende Gesellschafter der AMC Management Consulting GmbH, Wien, Georg Turnheim, bei großen Unternehmen. Kernaktionärsstrukturen würden zunehmend auch in Amerika zur Stabilisierung von Unternehmen eingesetzt und könnten "freundliche Übernahmen" fördern und "feindlichen Übernahmen" verhindern, sagte Turnheim am Montag vor Journalisten. "Wo die Manager und Kernaktionäre eine Beteiligung der öffentlichen Hand an ihrem Unternehmen wünschen, sollte das auch geschehen. Vor allem gelte das für global tätige Unternehmen in kleinen Staaten, sagte Turnheim bei einer Veranstaltung des Verbandes Öffentliche Wirtschaft und Gemeinwirtschaft (VÖWG). Als Kernaktionär trete in Amerika vorwiegend das Management in Erscheinung, in Europa herrsche das französische Modell einer Mitarbeiterbeteiligung vor. Als private Kernaktionäre wertet Turnheim all jene Aktionäre, die mit ihren Aktien nicht handeln, also kein kurzfristiges Kurs steigerndes Interesse verfolgen. Das könnten Stiftungen, Aktien in Familienbesitz oder syndizierte Pakete sein. Region des Unternehmenssitzes profitiert Eine andere Form des Kernaktionärs sei die öffentliche Hand, wie sie beispielsweise in Österreich durch die staatliche Industrieholding ÖIAG vertreten wird. Von einer deklarierten Kernaktionärsrolle profitiere die Region des Unternehmenssitz durch soziale Stabilität, Steueraufkommen und Standortqualität. OMV-Generaldirektor Richard Schenz wies darauf hin, dass ein Totalrückzug des Staates aus der OMV sofort einen Kurssprung dem OMV-Aktie nach oben bescheren würde. Derzeit ist allerdings der 35-Prozent-Anteil der ÖIAG mit einem 20-Prozent-Paket des Scheichtums Abu Dhabi syndiziert und könnte nur nach entsprechendem Syndikatsbeschluss verkauft werden. Die Konsequenz davon wäre laut Schenz, dass die OMV dann in kürzester Zeit aufgekauft würde, womit der Abzug hochwertiger Arbeitsplätze aus Österreich drohe, beispielsweise im Bereich Finanzen, Controlling und Forschung, die von einer fremden Konzernzentrale im Ausland wahrgenommen würden. Die Headquarter-Funktion im Land zu behalten, sei daher besonders wichtig. (APA)