New York - Der Verteilungsplan für den Vergleich zwischen den Schweizer Banken und den Anwälten von Holocaust-Opfern und deren Hinterbliebenen ist am Montag in New York einem so genannten "Fairness Hearing" unterzogen worden. Nach dem vorliegenden Durchführungsplan sollen 800 Millionen Dollar von den insgesamt vereinbarten 1,25 Milliarden Dollar (1,46 Mrd. Euro/20,2 Mrd. S) für so genannte "nachrichtenlose Konten" aufgewendet werden. Der Rest soll hauptsächlich zur Entschädigung ehemaliger Flüchtlinge und Zwangsarbeiter dienen. Über 560.000 Personen wollen an dem Vergleich zwischen Schweizer Großbanken, Sammelklägern und jüdischen Organisationen teilhaben, der am vergangenen 9. August vom New Yorker Richter Edward Korman gebilligt worden ist. Korman hatte als "Special Master" Judah Gribetz eingesetzt, der einen Verteilungsplan für die Vergleichssumme erarbeitete. Danach müssen zuerst die Ansprüche auf "nachrichtenlose Vermögen" von Holocaust-Opfern auf Schweizer Banken bezahlt werden. Maximal 800 Millionen Dollar müssten dafür reserviert werden, befand Gribetz. Immerhin seien bei Untersuchungen 46.000 Konten mit wahrscheinlichem oder möglichem Bezug zum Holocaust und der Vernichtung jüdischen Lebens durch die deutschen Nationalsozialisten ermittelt worden. Eine weitere Liste mit 26.000 Konten mit "wahrscheinlichem Holocaust-Bezug" soll nach Verabschiedung des Verteilungsplans veröffentlicht werden. Der restliche Drittel der Vergleichssumme soll an die anderen Sammelkläger-Klassen - ehemalige Zwangsarbeiter, abgewiesene Flüchtlinge und andere Nazi-Opfer gehen. Juden, Roma und Sinti, Jehovas Zeugen, Behinderte und Homosexuelle, die unter den Nazis Zwangsarbeit verrichten mussten und Zahlungen aus dem deutschen Zwangsarbeiterfonds erhalten, sollen zusätzlich je 500 bis 1000 Dollar aus dem Schweizer Bankenvergleich bekommen. Sie müssen keinen Bezug zwischen ihrer Zwangsarbeit und der Schweiz nachweisen. Ebenfalls 500 bis 1000 Dollar erhalten ehemalige Zwangsarbeiter in Filialen von Schweizer Firmen. Flüchtlinge, die an der Schweizer Grenze abgewiesen wurden, sollen zwischen 1.250 und 2.500 Dollar erhalten. Flüchtlingen, die in die Schweiz eingelassen, aber dort inhaftiert oder "misshandelt" wurden, soll zwischen 250 und 500 Dollar zustehen. 100 Millionen Dollar sollen für Hilfeleistungen an bedürftige Holocaust-Überlebende zur Verfügung stehen, denen die Nazis Hab und Gut raubten. Zehn Millionen Dollar will Gribetz für die Erstellung einer Holocaust-Opfer-Liste reservieren. Einige Schweizer Versicherungen haben zugesagt, zusätzlich zu den 1,25 Mrd. Dollar bis zu 50 Millionen für die Entschädigung von nichtausbezahlten Polizzen von Holocaust-Opfern aufzubringen. Sollte der Plan in dem Hearing gebilligt werden, kann mit der Auszahlung sofort begonnen werden. (APA/sda)