Im seit Wochen tobenden "Bierkrieg" steht die Entscheidung unmittelbar bevor. Die 630 Aktionäre der obersten Eigentümerholding Getränke Holding (GH) hatten bis Montag Mitternacht Zeit, sich für das Angebot der Tiroler Gruppe um die Familien Marsoner, Swarovski und Rainer zu entscheiden. Die Linzer Gruppe um den BBAG-Vorstand Karl Büche, Ludwig Beurle und Fritz Kretz betonte, die Annahmefrist für ihre Variante einer "Hopfen & Malz Holding" erstrecke sich plangemäß bis 30. April 2001. Beide Gruppen sind optimistisch, die notwendige Aktionärsmehrheit hinter sich zu haben.

Bis Sonntagmittag seien für die Hopfen & Malz Treuhandaufträge über rund 66 Prozent des Aktienkapitals der GH beim Treuhänder Fritz Kretz eingegangen, sagte Ludwig Beurle dem STANDARD. Nach Umsetzung dieser Treuhandaufträge sei damit die Mehrheit "komfortabel abgesichert", man sei "unmittelbar vor dem Ziel". Die Tiroler Gruppe wollte auf Anfrage keine Zwischenbilanz vorlegen. Die Endbilanz werde "notariell beglaubigt dann vorliegen, wenn alle Annahmeschreiben sorgfältig auf deren Echtheit geprüft seien", so Thomas Marsoner. Notariell vertreten werden die Tiroler vom ehemaligen Justizminister Nikolaus Michalek.

Mit Ergebnissen rechnet die Tiroler Gruppe im Laufe des Dienstags. Die Linzer wollen, da die eingelangten Treuhandaufträge "exekutiert" werden müssten, erst ab Mitte der Woche ein aktienrechtliches "Zwischenergebnis" bekannt geben.

Inzwischen hat sich der ehemalige BBAG-Vorstand und nunmehrige GH-Aufsichtsrat Johannes Brandl als Vermittler zwischen den rivalisierenden Gruppen angeboten und sich für "Friedensgespräche" stark gemacht. Es gehe nun um die Bedingungen zur Kriegsbeilegung.

"Wir haben den Krieg nicht begonnen", hieß es am Montag aus dem Vorstand der Getränke Management AG (GM) der Tiroler Familie Marsoner. "Von unserem Angebot ist niemand ausgeschlossen". Freilich sei es hoch an der Zeit, dass im Konzern wieder Ruhe einkehre. In der Tiroler Gruppe teile man die Meinung des Betriebsrates, dass Unternehmensinteressen Vorrang vor persönlichen Interessen haben müssten. Daher seien "Vermittlungsangebote unabhängiger Dritter selbstverständlich hoch willkommen", wie ein Vertreter der Tiroler Gruppe betonte.

Würden im obersten Eigentümersyndikat der Braugruppe nach einer Umstrukturierung wieder alle an einem Strang ziehen, würde auch kein Kontrollwechsel laut Übernahmegesetz eintreten, der ja - wie berichtet - kostspielige Pflichtofferte für Aktien der börsenotierten Biergesellschaften nach sich zöge.

Auch Beurle werde sich "Gesprächswünschen nicht verschließen". Die Hopfen & Malz Holding habe kein Interesse an einer "Vernichtung der Gruppe Marsoner". (zwi/APA, Der Standard, Printausgabe, 21.11.2000)