Innsbruck - Von "Bubenarbeit" ist in Österreich seit knapp zehn Jahren die Rede. Für Andrea Gnaiger, Koautorin einer zweibändigen Studie zur "Bubenarbeit in Österreich", wurzelt diese in einer Reaktion auf die feministische Mädchenarbeit. Buben- (und Burschen-)arbeit definiert Gnaiger als Lernen über Sozialisation, Hinterfragen und Bewusstmachen von Geschlechterrollen sowie als Erweiterung männlicher Rollenbilder. An die Spitze der Studie stellen die drei Autorinnen (Gnaiger, Gabriela Schroffenegger, Annemarie Schweighofer) die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema. Unter anderem verweisen sie auf die Problematik, dass Bubenarbeit meist mit Gewalt und Gewaltprävention verknüpft ist. Es versteht sich, dass dieser Blickwinkel nicht die optimale Voraussetzung für eine geschlechtssensible Jugendarbeit sein kann. Professionelle Bubenarbeit wird inzwischen so charakterisiert: "Buben Zeit zur Entwicklung geben" und "Tempo rausnehmen", erklärt Schweighofer. Die Studie bietet eine Bestandsaufnahme der Bubenarbeit in Österreich. Ausgangspunkt ist die Auswertung von 300 Fragebögen mit Informationen von einschlägigen Einrichtungen, darunter Schulen, Jugend- und Männerzentren und Streetwork. Ergänzt wird dies mit Beispielen für den praktischen Einstieg in Bubenarbeit und Kontaktinformationen. "Kann man(n) neue Buben machen?" nennen die Autorinnen einen von ihnen angebotenen Workshop. Die Frage beantworten sie zwar nicht, verweisen aber auf die herrschenden Verhältnisse und daher gebotene Skepsis. Auftraggeber für die Studie war die Plattform gegen Gewalt in der Familie, herausgegeben wurde sie nun vom Sozialministerium. Kostenlos zu beziehen unter [TEL] (0512) 58 06 29. (Hannes Schlosser) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21.11. 2000)