Rasant nimmt der rote Flitzer die Kurve und rast in den Tunnel hinein. Auf der Metallic-Karosserie spiegelt sich die gelbe Tunnelbeleuchtung. Kurz vor dem Ausgang dann eine Notbremsung - die drohende Kollision mit einem anderen Auto kann gerade noch verhindert werden. Reifen bremsen, Funken stieben, kleine Rauchwölkchen steigen auf. So sieht sie aus, "die völlig neue Welt des Computer-Entertainments", die am kommenden Freitag mit der Markteinführung der PlayStation 2 auch in Europa anbricht. Wer zum ersten Mal mit dem "Ridge Racer 5" ein für die PlayStation 2 optimiertes Spiel ausprobiert, fühlt sich in eine Filmhandlung versetzt. Wo das Vorgängergerät die Hintergrundgrafik der Spiele noch kantig auf den Fernsehbildschirm brachte, ist jetzt alles viel flüssiger; nur an einigen Stellen wie dem Geländer der Rennstrecke wird noch erkennbar, dass die Szenerie nicht von einer Kamera aufgenommen, sondern mit Hilfe von Milliarden Polygonen, also grafischen Flächen, als Software gestaltet wurde. 33 Spiele Ridge Racer 5 ist eines von 33 PlayStation-2-Spielen, die nach Angaben von Sony zur Markteinführung gekauft werden können. Andere Titel sind Tekken Tag Tournament, eine neue Version der viel gekauften Kampfsport-Simulation, und das farbenprächtige Geschicklichkeitsspiel FantaVision, bei dem mit Laserstrahlen auf Feuerwerksraketen gezielt werden muss. Auch die bisher erschienenen Spiele laufen auf der neuen PlayStation, allerdings ergibt sich dabei keine Verbesserung der Grafikqualität. Sony will die neue PlayStation nicht mehr als Spielkonsole klassischer Prägung betrachtet wissen, sondern als "Computer-Entertainment-System". Dafür sorgt vor allem der integrierte DVD-Player zum Abspielen von Filmen. Mit seinem Design soll das schlanke Gerät einen festen Platz im Wohnzimmer finden. Zielgruppe: Mitte bis Ende zwanzig Damit will Sony auch neue Käufergruppen anlocken. Während das Durchschnittsalter der bisherigen PlayStation-Nutzer bei etwa 17 Jahren liege, "haben wir nun eine Kernzielgruppe von Mitte bis Ende zwanzig", sagt Marketing-Direktor Ron Lakos am Sitz der Sony Computer Entertainment Deutschland in Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main. "Daneben werden wir sicherlich 16-jährige, aber auch 40-jährige Nutzer haben." Als besonders zugkräftig gilt neben der verbesserten Grafikleistung vor allem das DVD-Laufwerk - viele Käufer werden die PlayStation 2 nur deswegen anschaffen, weil sie einen preisgünstigen DVD-Player suchten. Daneben kann das 2,1 Kilogramm schwere Gerät auch Audio-CDs abspielen. Mit zwei USB-Schnittstellen, einer Firewire-Schnittstelle für die beschleunigte Datenübertragung digitaler Bilddaten und einem Anschluss für eine Festplatte gibt es zusätzliche Erweiterungsmöglichkeiten. Erweiterung Geplant ist etwa eine Kamera, mit der eigene Porträts in die Spielhandlung eingefügt werden sollen. Sobald die entsprechende Technik eine größere Verbreitung gefunden hat, sollen Spiele oder andere digitale Inhalte über ADSL oder Kabelmodem aus dem Internet heruntergeladen und gespeichert werden. Zum Start gibt es aber zunächst nur die bekannte Memory Card zum Einstecken in den Controller (Steuergerät), deren Aufnahmekapazität immerhin auf acht Megabyte aufgestockt wurde. Die PlayStation 2 hat jetzt einen schnellen 128-Bit-Prozessor - von Sony zärtlich als "Emotion Engine" bezeichnet. Das mit 295 Megahertz getaktete Rechnerherz ist im Unterschied zur Allzweck-CPU eines Personalcomputers hochspezialisiert. Damit der Spieler in die dreidimensionalen Welten der PlayStation-Spiele eintauchen kann, berechnet der Prozessor jede Sekunde 20 bis maximal 75 Millionen Polygone. (APA/AP)