Erst mit der "Peitsche Kapitalmarkt" und 91.000 Einzelaktionären im Nacken werde es gelingen, die ehemalige Beamtenburg Telekom Austria (TA) in ein wettbewerbsfähiges Privatunternehmen umzuwandeln. Das sagte Johannes Ditz, Vorstand der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Der Schluss, dass die TA noch nicht wettbewerbsfähig ist, liegt auf der Hand. Und auch die internationalen Finanzmärkte sind offenbar derselben Meinung. Kursverluste von bis zu zwölf Prozent vom schon sehr niedrigen Emissionsniveau sprechen eine klare Sprache: Die Fonds sind vom Angebot nicht gerade begeistert. "Macht nix", versuchen die am Börsengang gut verdienenden Investmenthäuser zu beruhigen, "niemand hat gesagt, dass die TA etwas für Abzocker und Spekulanten ist." Eher etwas für längerfristig denkende Sparer, meinen die Banken. Das ist sehr gewagt. Ein österreichisches Unternehmen, das ohne Kapitalerhöhung an die Börse kommt, das im Vergleich zur Konkurrenz keinen finanziellen Spielraum für verschärften Wettbewerb und keine Konzepte für das vereinte Europa besitzt, als Langzeitinvestment? Irgendwer hat da vergessen, die rosarote Brille abzunehmen.

Wer meint, an den internationalen Trends der Telekommunikation finanziell langfristig teilhaben zu wollen, der ist vermutlich mit der Deutschen Telekom und anderen Weltkonzernen besser abgesichert. Fantasie bietet einzig die Idee, dass da jemand die Telekom Austria übernehmen könnte, um sich den Markt von acht Millionen Österreichern zu kaufen. Dann könnten die Kurse rasch steigen. Das ist aber pure Spekulation und als Investitionsgrundlage für Einsteiger, denen man die Aktie ans Herz legte, kaum geeignet. Gut möglich, dass die Peitsche der Kleinanleger viel zu tun bekommt. (DER STANDARD, Printausgabe 22.11.2000)