Medien
Unterhaltung gefragt: Deutsche fliegen auf Moorhühner und Big Brother
"Das Internet ist nicht mehr nur ein Lese-Medium"
Das Internet entwickelt sich nach Einschätzung der Marktforschungsfirma MMXI Europe immer mehr zum Unterhaltungsmedium. Angebote wie das Computerspiel "Moorhuhnjagd II" und die Online-Version der Fernsehsendung "Big Brother" hätten in den vergangenen Monaten in Deutschland den größten Besucherzuwachs verzeichnet, sagte MMXI-Managing Direktor Thomas Pauschert am Dienstag in Hamburg.
Unterhaltungsangebote stürmen Pauschert zufolge geradezu die Hitliste der beliebtesten Internet-Sites in Deutschland. So habe sich der
Computerchannel
mit der neuen Version der Moorhuhnjagd mit 1,8 Millionen Besuchern im August auf Platz acht der Hitliste vorgearbeitet.
In dieser Liste war das Angebot der Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr Anfang des Jahres überhaupt noch nicht vertreten. An der Spitze liegen weiterhin
T-Online
, Yahoo (
www.yahoo.de
,
www.yahoo.com
),
Lycos
und
Microsoft
.
Der Zuwachs im Unterhaltungs-Segment auf insgesamt knapp fünf Millionen Besucher im August nach vier Millionen im Februar wurde im wesentlichen von den Online-Angeboten zur RTL-Show
"Big Brother"
getragen. Auch die
RTL-World
gehöre zu den Unterhaltungs-Sites mit dem größten Besucherzuwachs. Auf den Seiten können Internet-Nutzer neben Informationen zu der Fernsehsendung auch Filme aus dem Wohn-Container anschauen.
"Das Internet ist nicht mehr nur ein Lese-Medium"
"Das Internet ist nicht mehr nur ein Lese-Medium", so Pauschert. Wie bei den Big-Brother-Angeboten gebe es auf vielen der beliebtesten Websites gerade im Unterhaltungsbereich Filme oder Musikstücke.
Frauen holen auf
MMXI sieht das Internet zudem auf dem Weg dahin, ein Medium für alle Bevölkerungsgruppen zu werden. Zwar seien Männer mit 68 Prozent aller erwachsenen Internet-Besucher noch immer in der Mehrheit, Frauen holten aber auf: Die Zahl der weiblichen Surferinnen im Alter von 14 bis 29 Jahren habe sich seit Herbst 1999 auf 1,2 Millionen fast verdoppelt.
"Wir erwarten, dass bald auch die älteren Frauen aufholen werden", sagte Pauschert. Insgesamt sei von Oktober 1999 bis August 2000 die Zahl der aktiven Online-Nutzer um 68 Prozent auf knapp neun Millionen gewachsen. Wachstumsmotor im Internet sei aber inzwischen eher die Nutzungsdauer, die im selben Zeitraum um mehr als 120 Prozent auf rund 58 Millionen Stunden im August gestiegen sei.
Nach Prognosen der Marktanalysten von Jupiter Communications, die kürzlich mit MMXI fusioniert waren, wird Deutschland bis 2005 mit einem Volumen von 17 Milliarden Euro zum größten E-Commerce-Markt Europas avancieren. Derzeit liege das Volumen des elektronischen Handels (E-Commerce) in Deutschland mit weniger als drei Milliarden Euro (41,3 Mrd. S) noch knapp hinter dem von Großbritannien zurück.
Deutsche Internet-Nutzer sind dem Forscher zufolge übrigens überdurchschnittlich an Finanz- und Wirtschaftsinformationen interessiert: Mit im Schnitt mehr als einer Stunde pro Monat hielten sie sich fast doppelt so lange auf entsprechenden Websites auf als Franzosen und Briten. (APA/Reuters)