Wien - Die Balkan-Region, der Kaukasus und Zentralasien bildeten die Schwerpunkte des zu Ende gehenden österreichischen Vorsitzes der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Jahr 2000. Zu den größten Herausforderungen zählten die Organisation der Wahlen in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. Höhepunkt des OSZE-Vorsitzes war die politische Wende in Jugoslawien und die Wiederaufnahme des Landes in die Organisation als 55. Mitglied am 10. November. Der Beginn des österreichischen OSZE-Vorsitzes war von den Sanktionen der EU-14 wegen der FPÖ-Regierungsbeteiligung überschattet. Die Antrittsrede von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) vor dem Ständigen Rat der OSZE im Februar wurde von den Delegationen Frankreichs und Belgiens boykottiert. Ferrero-Waldner warnte vor negativen Folgen für die Aktivitäten der OSZE durch die bilateralen Maßnahmen gegen das Vorsitzland Österreich. Letztlich wirkten sich die Sanktionen jedoch nicht auf die Tätigkeit der OSZE aus. Ihre erste Reise als OSZE-Vorsitzende führte Ferrero-Waldner Mitte Februar in das Kosovo. In der OSZE-Schwerpunktregion galt es unter anderem, Kommunalwahlen Ende Oktober zu organisieren. Trotz technischer Schwierigkeiten und einem Boykott der serbischen Bevölkerung konnten die Wahlen weitgehend geordnet stattfinden. Entgegen den Befürchtungen der OSZE siegten die gemäßigten Kräfte um Albaner-Führer Ibrahim Rugova. Wahlen in Bosnien Auch in Bosnien-Herzegowina führte die OSZE gemäß ihrem im Dayton-Vertrag von 1995 festgelegten Auftrag Wahlen durch, zuerst im April auf regionaler Ebene. Im Oktober fanden dann allgemeine Wahlen statt, bei denen unter der moslemischen Bevölkerung die Sozialdemokraten den meisten Zuspruch erhielten. Serben und Kroaten votierten für nationalistische Kräfte. Dieses Wahlergebnis könnte der OSZE die Erfüllung ihrer ebenfalls im Dayton-Vertrag festgelegten Aufgabe erschweren, für Vertrauensbildung unter den Bevölkerungsgruppen zu sorgen. Auf Grund der tragischen Entwicklungen am Balkan verfügt die OSZE über Missionen in Sarajewo, Zagreb, Tirana, Pristina und Skopje. Nach der demokratischen Wende in Jugoslawien soll nun auch in Belgrad wieder eine ständige OSZE-Mission errichtet werden. Darüber soll auch beim OSZE-Außenminstertreffen am kommenden Montag in Wien gesprochen werden, zu dem der neue jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica kommen und die Aufnahme Jugoslawiens in die OSZE besiegeln wird. Die Mitgliedschaft Jugoslawiens in der OSZE war 1992 suspendiert worden. Schwerpunkt Balkan und Zentralasien Da die Ressourcen der OSZE in den vergangenen Jahren in hohem Ausmaß am Balkan gebunden waren, fühlten sich die zentralasiatischen Staaten oft mit einer Reihe von Problemen alleingelassen, die die Stabilität der ganzen Region bedrohen: Terrorismus und gewaltsamer Extremismus, organisierte Kriminalität, Drogen- und Waffenschmuggel sowie wirtschaftliche und ökologische Probleme. Deshalb erklärte Ferrero-Waldner die Region zu einem weiteren Schwerpunkt des OSZE-Vorsitzes. Ende Oktober fand in der usbekischen Hauptstadt Taschkent eine Konferenz zu diesen Problemen statt, die gemeinsam von OSZE und UNO sowie Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenien und Usbekistan organisiert worden war. Auch in anderen Regionen der ehemaligen Sowjetunion versuchte Ferrero-Waldner zu vermitteln. Im April besuchte sie Tschetschenien und forderte die baldigen Rückkehr der OSZE-Assistenzgruppe in die kriegszerstörte Kaukasus-Republik. In Georgien verhandelte sie im Mai über die Erweiterung der Beobachtungsmission an der Grenze zu Tschetschenien und über die Lage in Südossetien. Im Juli bemühte sie sich, den "gefrorenen Konflikt" um die mehrheitlich von Russen und Ukrainern bewohnte, von Moldawien abtrünnige Dnjestr-Republik "aufzutauen". Der Friedensprozess in Nagorny-Karabach kam wegen der unnachgiebigen Haltung Aserbaidschans und Armeniens kaum voran. (APA)