IT-Business
Rätselraten um Strategie von YLine
Wackelt die Übernahme durch Beko? Y-Line Boss Böhm (Bild) sucht Käufer für Providertochter
Wien - Die Allianz des Internet-Dienstleisters YLine
Internet Services mit dem Sportvermarkter
AustrianSportsNet (ASN), die am Donnerstag
bekannt wurde, sorgt in der Branche für
Rätselraten. Vor allem, weil sich die nach
Eigenbekunden größte Sport-Site Österreichs asn
ausgerechnet mit der YLine Web Access Service
AG (YWAS) verbündet hat. YWAS ist der im April als
eigene Tochter abgespaltene, verschuldete
Internetprovider (ISP) der YLine, den Firmenboss
Werner Böhm seit Monaten zu verkaufen versucht.
Zahlungskräftige Interessenten, darunter die
Telekom Austria und T-Online, haben dankend
abgewunken. Vorwürfe, die YWAS sei nicht nur mit
rund 240 Mio. S (17,44 Mio. €) überschuldet,
sondern auch technisch nicht in der Lage, einen
ISP-Betrieb durchzuführen, weist Böhm "als
blanken Unsinn" scharf zurück: "YWAS wurde
mehrfach technisch geprüft und zuletzt von IBM
Deutschland als überdurchschnittlich gut
ausgerüstet bewertet." Zur Erinnerung: YLine hat
im Frühjahr in diversen Medienaktionen rund
30.000 IBM-PCs verkauft, was die beiden
Unternehmen zu einer "sehr engen" Kooperation
zusammengeschweißt habe. Zuletzt wechselte
IBM-Österreich-Chef Günther Pridt zu YLine.
Rückzug aus Privatkundengeschäft
"YWAS ist überschuldet, aber das ist kein
Problem", hatte Böhm dem Standard versichert.
Dies habe mit den Verkaufsplänen nichts zu tun,
denn bereits im vierten Quartal werde man
ausgeglichen bilanzieren. YLine wolle sich aus dem
Internet-Privatkundengeschäft aber generell
zurückziehen und nur mehr Geschäftskunden
betreuen, betonte Böhm.
Analysten sind skeptisch, die YLine-Aktie blieb von
den schweren Einbrüchen in der New Economy
aber weitgehend verschont. Geholfen habe die
Ankündigung im September, das Softwarehaus
Beko zu übernehmen. Insidern zufolge ist diese
aber bereits gescheitert. Nur die Pönale-Zahlung
in dreistelliger Millionenhöhe, die bei einem
Verstoß gegen die bis 31. Dezember gültige
Absichtserklärung fällig werde, halte YLine davon
ab, den Deal bereits jetzt abzublasen. Böhm indes
betont, der Deal gehe bis Ende November über
die Bühne.
"Wenn alles wahr, dann wäre es toll"
Die sechs Beko-Großaktionäre "tun sich halt sehr
schwer mit der Glitzerwelt des Internets",
formuliert es Beko-Gründer Peter Kotauzcek
diplomatisch. "Wenn alles wahr würde, was YLine
bisher ankündigt hat, dann wäre es ein toller
Deal." Berichte, wonach die Beko-Aktionäre die
Übernahme ablehnen, weil in einer nicht testierten
YWAS-Rumpfbilanz 120 Mio. S an zukünftigen
Erträgen bereits aktiviert wurden, weist Böhm
vehement zurück: "So etwas ist nicht irgendwie
möglich, denn wir bilanzieren ordentlich und
werden von Ernst & Young geprüft." Zahlreiche
Due-diligence-Prüfungen hätten dies bestätigt.
(Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe
24.11.2000)