Irene Brickner

St. Pölten - "Trist schaut's aus", meint Niederösterreichs SP-Klubobmann Ewald Sacher: Bisher "habe sich noch niemand gefunden", um Niederösterreichs 13 Nebenbahnen weiter zu finanzieren. Dabei dürfe der Bund als Garant für die kostspielige Erhaltung der Infrastruktur- Schienen, Schwellen, Leitungen - "nicht aus der Verantwortung entlassen" werden.

Deshalb urgierten die Sozialdemokraten nach ihrer Klubklausur am Donnerstag die Gründung einer "Niederösterreichischen Regionalbahngesellschaft". Einem Konsortium "mit breiter Beteiligung öffentlicher und privater Körperschaften": Bund und Land als Infrastrukturerhalter, Gemeinden, Tourismusvereine, Private als Betreiber sowie - ganz wichtig - die ÖBB als "wertvoller Know-how-Bringer und Personalbereitsteller".

Die Forderung nach der "großen Lösung" stößt aber bei ÖBB und lokal Betroffenen auf Skepsis: Mariazeller- und Ybbstalbahn sollten von einer Sanierungs-GmbH als ÖBB-Tochterfirma weitergeführt werden, "um langfristig den Marktanforderungen gerecht zu werden", fordert etwa der Amstettner SP-Nationalratsabgeordnete Günter Kiermeier. Die Rede ist von Modernisierung des Wagenmaterials und von Reduktion der Fahrpläne auf "Benutzungsspitzen" unter der Ägide privater Betreiber: Gelungene Ausgliederungen wie bei der Bahn auf der Ostsee-Insel Usedom gelten als beispielhaft.

Als Mitglied der "Arbeitsgruppe Nebenbahnen" verhandelte Kiermeier am Donnerstag erneut mit ÖBB-Vorstandsmitglied Helmut Hainitz. Die Materie sei - Stichwort Infrastrukturgarantie - derzeit äußerst sensibel. Erreicht habe man bisher lediglich eine Verschiebung des Einstellungstermins: Statt 1. Juni Ende des Jahres 2001.

Im Grunde, so Kiermeier, gelte es, für die Ybbstalbahn "ein Modell wie für die Mariazellerbahn" zu erhandeln. Dort - sagt VP-Landesgeschäftsführerin Johanna Mikl-Leitner - habe man sich auf Infrastruktur-Verpachtung und Suche nach einem Privatbetreiber geeinigt. Eine Lösung, wie sie etwa im Waldviertel nicht zur Diskussion steht. (Irene Brickner, DER STANDARD, Print-Ausgabe 24.November 2000)