Graz - Grazer Pharmakologen haben wesentliche Mechanismen der Darmtätigkeit entschlüsselt. Für ihre Forschungsarbeit wurde das Team um Akos Heinemann vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie der Grazer Universität am Freitag mit dem Preis der Aventis-Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung in Österreich ausgezeichnet. Weitere Preisträger sind Carmen Müllner (Kalium-Kanäle und Herzkrankheit), Doris Pieber (Aussicht auf bessere Schockbehandlung) und Conny Stumptner (Leberschädigung durch Alkoholmissbrauch). Zu viel macht sprichwörtlich Bauchweh, zu wenig ist gefährlich: Die Bewegung des Darms nimmt in der Funktion des Verdauungstraktes eine zentrale Rolle ein. Akos Heinemann und sein Team haben analysiert, was den Darm bewegt. "Wir untersuchten die Steuerungsmechanismen der Darm-Mobilität, im Speziellen der Dünndarm-Peristaltik. Durch diesen Vorgang wird der Darminhalt weiter transportiert", erklärte Heinemann aus Anlass der Preisverleihung. Konkret haben die Forscher eine Experimentalanordnung aus Darmabschnitten von Meerschweinchen entwickelt. Isolierte Segmente des Dünndarmes wurden dabei mit Flüssigkeit gefüllt und der Druck am Ausgang gemessen. Heinemann: "Mit einer solchen Versuchsanordnung kann man sehr gut physikalische Parameter messen. Kontraktion und Erschlaffen des Darmes hängen vom Füllungszustand bzw. vom Druck im Inneren ab." Wird ein bestimmter Druck erreicht, kommt es zum Zusammenziehen der Darmmuskulatur und zum Weitertransport des Inhalts. Das alles wird über zwei verschiedene neuronale Netzwerke von Nervenzellen im Darm gesteuert, so Heinemann. "Ein solcher Bereich liegt direkt unter der Darmschleimhaut, ein zweiter in der Muskelschicht." In Graz hat man nun die Wirkung verschiedener Neurotransmitter (wie z.B. das Purin Adenosin-Triphosphat ADP) auf die Peristaltik untersucht. Durch zusätzliche Anwendung verschiedener Substanzen wie Suramin, das man eigentlich zur Behandlung der Schlafkrankheit entwickelt hat, wurde erprobt, wie man die durch ADP vermittelte Erschlaffung des Darmes beeinflussen kann. Daneben hat man versucht, die Rezeptoren, die an diesen Mechanismen beteiligt sind, zu charakterisieren. Dabei stellte sich heraus, dass die von außen stammenden oder im Darm gebildete Purine die Peristaltik des Darms hemmen, wobei eine übersteigerte Freisetzung dieser Substanzen zum Erliegen der Peristaltik führen kann. "Ein nächster Schritt ist, dass man untersucht, wie die Situation unter pathologischen Bedingungen aussieht. So kann es in Folge von Operationen durch die Narkose bzw. die Manipulation des Chirurgen im Bauchraum zu Störungen der Darmtätigkeit kommen, die bis zum Darmverschluss führen können. "Wenn wir herausfinden, was da schief läuft, wäre das ein Schritt in Richtung zukünftiger Therapien, erläuterte Heinemann seine künftigen Forschungsvorhaben. (APA)