Ab Montag (27. November) steht in ORF 2 in drei Teilen die zeitgeschichtliche Dokumentation "Holokaust" auf dem Programm. Die ZDF-Reihe, an der der ORF als Koproduzent beteiligt war, will nicht die Geschichte des Holokaust neu schreiben, sondern den Versuch einer umfassenden filmisch-dokumentarischen Darstellung leisten und zugleich ein "Zeichen gegen das Vergessen" setzen. Der ORF bringt "Holokaust" im Rahmen eines Programmschwerpunktes, der am 27. Oktober mit einem Simon Wiesenthal-Porträt gestartet wurde. "Holokaust" wurde von Guido Knopp, dem Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte konzipiert, der bereits für die Dokumentarreihen "Hitlers Helfer", "Hitlers Krieger" sowie "Hitler - Eine Bilanz" verantwortlich zeichnete. Für ihn ist "Holokaust" auch ein "Versuch der historischen und publizistischen Bilanz": Rund zwei Jahre intensiver Recherche sind dem Projekt vorangegangen, Historiker und Journalisten arbeiteten eng zusammen. Erst seit einigen Jahren habe man die Möglichkeit, auf Archive in Osteuropa zuzugreifen. Zahlreiche bisher unveröffentlichte Quellen konnten aufgespürt werden. Darüber hinaus haben die Dokumentarfilmer mehr als 500 Zeitzeugen weltweit befragt. "Authentizität" sei ein Hauptanliegen des Projektes, so Knopp. Es gelte, "jeden Meter Film, jedes neu gefundene Dokument, jeden Zeitzeugenbericht in den genauen historischen Kontext zu stellen, zu dem korrekten Zeitabschnitt und dem exakten Tatort". Zugleich aber musste ein "Spagat zwischen Wissenschaft und Publizistik" geleistet werden, wie Produzent und Autor Maurice Philip Remy anmerkte: "Fernsehen muss verständlich sein und deshalb komplexe Zusammenhänge bündeln. Ein Thema von dieser Sensibilität kann nur auf einem sicheren Fundament des Wissens umgesetzt werden." Die ungewohnte Schreibweise von "Holokaust" erklärt Knopp damit, dass für die Deutschen der Holocaust kein Fremdwort sein dürfe. Die Schreibweise "Holokaust" sei somit auch "ein symbolischer Akt der Aneignung der Geschichte". Der ORF zeigt die sechsteilige ZDF-Reihe als Bearbeitung in drei Teilen (Teil 1: "Menschenjagd", Teil 2: "Mordfabrik", Teil 3: "Befreiung") im Rahmen seiner "Brennpunkt"-Schiene. Teil 1 ist am Montag, 27. November um 21.05 Uhr zu sehen, Teil 2 am Donnerstag, 30. November um 21.05 Uhr, die dritte Folge wird am Freitag, dem 1. Dezember um 21.20 Uhr gesendet. Darüber hinaus hat der ORF "Servicewiederholungen" programmiert: Jeweils um 16.00 Uhr auf ORF 2 sollen am Mittwoch, am Freitag und am Montag, dem 4. Dezember vor allem die jugendlichen Zuseher erreicht werden. Dies sei "notwendiger denn je", meint auch Guido Knopp. Einer Umfrage des Emnid-Instituts vom Jänner 2000 zufolge können zwei Drittel der deutschen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren nichts mit dem Begriff "Holokaust" anfangen. Bei den Volks- und Hauptschülern seien es sogar 86 Prozent.