Wien - Die "Lademenge" für gerade einmal einen Joint gab den Anstoß: Ende Jänner nahm die Meidlinger Kripo einem Mann 0,4 Gramm Haschisch ab - und rollte danach einen international operierenden Drogendealerring auf. Wie am Freitag bekannt wurde, sitzen inzwischen 29 Personen wegen Suchtgifthandels in U-Haft (darunter auch zwei der vier Köpfe der Bande). Weitere 22 mutmaßliche Mittäter wurden angezeigt. Den Verdächtigen wird vorgeworfen zwischen September 1997 und Juli 2000 insgesamt 3,6 Tonnen Haschisch und sieben Kilogramm Kokain von Amsterdam nach Wien gebracht zu haben. Eigens präparierte Pkw und Kleinbusse fuhren bis zu drei mal die Woche in die Niederlande und mit rund 100 Kilogramm Drogen wieder retour. In Wien mieteten die mutmaßlichen Suchtgifthändler Lokale an und betrieben dort nach Amsterdamer Vorbild regelrechte "Coffe Shops". Der Straßenverkaufswert der 3,6 Tonnen Haschisch beläuft sich auf etwa 360 Millionen Schilling (26,16 Millionen EURO), für die sieben Kilo Kokain sollen die Kriminellen 3,5 Millionen Schilling (254.360 EURO) erlöst haben. Kapos der Bande sollen unter anderem die Wiener Karl W. (48) und Walter A. (41) gewesen sein. Beide befinden sich in U-Haft. Nach der anderen Hälfte des Führungsquartetts - Anton P. (42) und Peter S. (43) - wird international gefahndet. Das könnte sich auch als notwendig erweisen. Denn bereits Karl W., Gestüts- und Hundezuchtseigner in Ungarn und im Besitz eines belgischen Passes sowie eines Sparbuches mit 3,1 Millionen Schilling Einlage, wurde nicht in Österreich sondern in Spanien gefasst. Erst am Montag gab das Wiener Sicherheitsbüro einen ähnlich großen Schlag gegen eine Drogenbande bekannt. 13 Personen wurden verhaftet, weil sie ebenfalls Suchtgift von Amsterdam nach Wien geschleust haben sollen. Ihr Importpensum: eine Tonne Haschisch und tausende Ecstasy-Tabletten zwischen Jänner und Oktober. (chr/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26. 11. 2000)