Belgrad - Slobodan Milosevic ist auf dem Sonderparteitag seiner Sozialistischen Partei am Samstag abend erneut zum Parteichef gewählt worden. Wie der Belgrader Sender B-92 meldete, sprachen sich für Milosevic zwischen 84 und 86 Prozent der rund 2.400 Kongressteilnehmer aus. Beim vierten Parteitag im Februar dieses Jahres konnte sich Milosevic noch der Stimmen von 2.308 von 2.309 Parteitagsteilnehmern erfreuen. Der Sozialisten-Parteitag verläuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zutritt zum Kongresssaal haben nur Journalisten einiger den Sozialisten nahestehender TV-Sender und der neuen den Sozialisten nahestehenden Tageszeitung 24 ur (24 Stunden) bekommen. Der entmachtete jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic hat die neue Regierung in Belgrad als Verräter und Besatzer beschimpft. Seine Sozialistische Partei Serbiens (SPS) rief er bei der Eröffnung des Sonderparteitags am Samstag in Belgrad zur "Verteidigung des Staates und der nationalen Interessen" auf. Milosevic, der im Oktober nach einem Volksaufstand den Wahlsieg seines Widersachers Vojislav Kostunica anerkennen musste, ist noch immer Vorsitzender der Partei. Auf dem Parteitag sollen die Grundzüge der Parteilinie für die serbische Parlamentswahl Ende Dezember bestimmt werden. Mit Geld versuche der Westen, die neue Führung in Belgrad zu erpressen, so dass diese eine Teilung Jugoslawiens zulasse, sagte Milosevic. "Der Krieg gegen dieses Land wird nun mit Geld geführt." Die Mitglieder der neuen jugoslawischen Regierung seien Verräter, die "serbische Nationalhelden" an die "neue Gestapo" in Den Haag ausliefern wollten, sagte Milosevic mit Hinblick auf Forderungen nach seiner Überstellung an das UNO-Kriegsverbrechertribunal. Das Tribunal hat Milosevic und vier enge Mitarbeiter als mutmaßliche Kriegsverbrecher angeklagt. Kostunica hat eine Auslieferung bisher abgelehnt, eine Zusammenarbeit mit dem Tribunal aber nicht prinizipiell ausgeschlossen. Milosevic warf Kostunicas Regierung weiter vor, seine Partei zerstören zu wollen. "Der größte Verteidiger des Staates und der nationalen Interessen ist die Sozialistische Partei Serbiens, und darum ist die Partei das Hauptziel der Angriffe", rief Milosevic unter Beifall seinen Anhängern zu. Die Partei müsse nun ihre Einheit wahren, betonte er. "Das Land ist in Gefahr." Wie aus Parteikreisen verlautete, hat Milosevic ein Dokument für den Kongress vorbereitet, in dem er der Partei große Chancen bei den Parlamentswahlen in Serbien im Dezember einräumte. (APA)