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Gland - Noch rascher als die Vielfalt der Natur schwindet die der Kultur: Im letzten Jahrhundert sind 600 Sprachen ausgestorben. Geschätzte 6000 gibt es noch. Aber 50 Prozent von ihnen sind aktuell bedroht - bei den Pflanzen nur zwölf Prozent - und 90 Prozent werden zum Ende des 21. Jahrhunderts verschwunden sein. Die Pflanzen halten sich länger: 50 Prozent ihrer Arten werden in 3000 Jahren noch existieren. Das ist Ergebnis eines erstmaligen erdweiten Vergleichs der biologischen und kulturellen Vielfalt, die der World Wide Fund for Nature (WWF) gemeinsam mit Terralingua - einem NGO zum Schutz der Sprachenvielfalt - erhoben hat. "Wir sind nicht nur über den Rückgang der Arten besorgt, sondern zunehmend auch über den des traditionellen ökologischen Wissens", erklärt Gonzalez Oviedo (WWF), "die internationale Gemeinschaft sollte Indigene bei der Erhaltung ihrer Kultur unterstützen." Damit wendet sich der WWF endgültig von seiner Jugendsünde ab: In den 50er-Jahren verfocht man einen Naturschutz, der die Natur durch Aussperren der Menschen aus geschützten Bereichen retten wollte. Nun sieht man, dass beide zusammengehören: Insgesamt gibt es 6867 ethnolinguistische Gruppen auf der Erde, 67 Prozent davon siedeln in den 225 biologisch reichsten Regionen. Besonders reich sind die tropischen Wälder: Obwohl sie nur sieben Prozent der Erdoberfläche bedecken, beheimaten sie mindestens 50, vielleicht bis zu 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Und sie beheimaten 2500 ethnolinguistische Gruppen, 42 Prozent von allen. Aber Globalisierung und Welteinheitskultur dringen immer rascher auch dorthin vor. Deshalb unterstützt der WWF zunehmend Projekte zur Erhaltung regionaler Kulturen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26. 11. 2000)