Werbemäßig tut die Österreichische Volkspartei viel, um sich als Frauenpartei zu profilieren. Viel Geld und Energie buttert sie beispielsweise in die Kampagne „Stark. Schwarz. Weiblich“ und die VP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat versucht, landauf landab weibliche Netzwerke zu stricken. Aber der VP-Parteichef und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel tut alles, um Frauen wieder auf die Plätze zu verweisen. Hatte er schon die Leistungen seiner eigenen Außenministerin Benita Ferrero-Waldner seinerzeit abgewertet – gleich nach Bussis und lobenden Worten über die Leistungen der Außenministerin in der EU-Sanktionsfrage hatte Schüssel gemeint: „Jetzt müssen Profis ran“ -, wertet er im jüngsten Interview mit der „Presse“ das berufliche Potenzial gleich aller Frauen ab, pauschal sozusagen. Schüssels Argumentation: Weil es in Österreich zu wenig junge Leute gibt, werden uns in den nächsten Jahren die Arbeitskräfte fehlen. Daher müsse man halt das Pensionsalter anheben. Auf die Frage des Interviewers, ob es nicht helfe, mehr Frauen in Erwerbsarbeit zu bringen, antwortet Schüssel wörtlich: „Nicht nur, aber in manchen Bereichen ist das eine mögliche Antwort“ Aha, jetzt wissen wir also, was unser Herr Kanzler den Frauen zutraut: in „manchen“ Bereichen“ käme eine stärkere Berufstätigkeit von Frauen in Frage, aber nur halt „möglicherweise“. Welche Bereiche das wären, sagte der Spitzenpolitiker nicht. Als größtes Problem für Frauen sieht Herr Schüssel, der angeblich mit einer starken Frau verheiratet ist, die Tatsache, dass der Einstieg in den Beruf enorm schwierig sei, wenn sie zwei oder drei Jahre kinderbedingt zu Hause war. Schuld daran seien die Firmen, die den Frauen zu wenig Angebote machen. Schüssel übersieht erstens, dass es seine eigene Regierung ist, die mit dem versprochenem „Kindergeld“ Mütter und Väter gerade dazu verführt, länger zu Hause zu bleiben, wodurch sich dieses Problem verschärft. Zweitens macht es dieselbe Regierung den Frauen immer schwerer, sich in der Karenzzeit berufsfit zu halten: die Chance, nach der Karenz ein halbes Jahr Bildungskarenz anzuhängen, hat VP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein abgeschafft. Und während früher noch immerhin davon die Rede war, dass Karenzeltern 250.000 Schilling jährlich dazuverdienen können, denkt jetzt die blaue Frauenministerin Herbert Haupt schon laut darüber nach, das Dazuverdienen zeitlich auf 20 Stunden pro Woche einzuschränken. (Nach dem Motto „Hinter jeder Wiege ein Polizist“, will Haupt dieses Limit auch stichprobenartig überprüfen) Kurzum, die schwarz-blaue Koalition versucht ganz klar, die Rolle der Frauen als Mütter aufzuwerten. Weil in der außerhäuslichen Kinderbetreuung (Stichwort: Kindergartenmilliarde) keine Akzente dazukommen und auch von speziellen Frauenfördungsprogrammen weit und breit keine Rede ist, bedeutet dies in unserer schnelllebigen und flexiblen Zeit, dass sich die Randbedingungen für arbeitende Mütter verschlechtern. Das sind eindeutig die falschen Signale, ausgerechnet dann, wenn wir Frauen am Arbeitsmarkt brauchen wie einen Bissen Brot. Statt schleunigst Milliarden in die gezielte Ausbildung und Weiterbildung von Frauen und Mädchen (EDV, Neue Medien, usw.) zu investieren, werden diese Gelder fürs Kindergeld ausgegeben. Für ein Kindergeld wohlgemerkt, das alle bekommen sollen, ob von der Millionenerbin bis zur Bettlerin und von dem niemand weiß, was es eigentlich bringen soll. Zynisch müssen Schüssels Worte vom höheren Pensionsalter alle Frauen und Männer empfinden, die derzeit von ihren (staatsnahen) Brötchengebern in die Frühpension genötigt werden: Unterrichtsministerin Gehrer hofft schließlich, via Frühpensionierungen Lehrerkündigungen vermeiden zu können. Und vielen Postlern wird ebenso zugemutet, mit saftigen Abschlägen vorzeitig in Pension zu verschwinden. Zynisch für alle jene Leute, die den Beteuerungen der neuen Frauenministerin geglaubt haben, es werde in dieser und auch in der nächsten Legislaturperiode keine Pensionsreform mehr geben.