Wien - Am Montag gab es eine Reihe von politischen Reaktionen auf das Ergebnis der oberösterreichischen Volksbefragung zum Bau eines neuen Musiktheaters in Linz vom Sonntag. Bei einer Beteiligung von 50,05 Prozent hatten sich 59,69 Prozent der Stimmberechtigten gegen das Projekt ausgesprochen. FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler bezeichnete das Ergebnis als "SPÖ-Debakel". Er bezog sich dabei auf einen schließlich abgelehnten SPÖ-Entschließungsantrag im Nationalrat, in dem die Bundesregierung ersucht wurde, den Bau des Musiktheaters zu unterstützen. Damit hätte die SPÖ die Entscheidung der Bevölkerung bei der sonntäglichen Volksbefragung unterlaufen wollen. Die FPÖ-Bundesparteiobfrau Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer wertete das Ergebnis als "herausragenden Sieg für die direkte Demokratie". Die hohe Beteiligung und das klare Votum das Oberösterreicher dokumentiere, wie wichtig alle Instrumente der Basisdemokratie im politischen Entscheidungsprozess seien. Riess-Passer stellte fest, es gebe keine politischen Fragen, die nicht der Bevölkerung direkt zur Entscheidung vorgelegt werden könnten. Katastrophale Arbeitsbedingungen Dem widersprach SPÖ-Bundesgechäftsführerin Andrea Kuntzl. Denn eine von der SPÖ geforderte Volksabstimmung über das Budgetbegleitgesetz sei bei Riess-Passer nicht erwünscht. Die oberösterreichische Nationalratsabgeordnete Gabriela Moser von den Grünen stellte fest: "Mit der gestrigen Volksbefragung ist die ÖVP voll eingefahren", weil in der Mehrheit die ÖVP-Wähler das Projekt abgelehnt hätten, während die Freiheitlichen bei der Volksbefragung zuhause geblieben seien. Der Klubobmann der Grünen im Oberösterreichischen Landtag, Rudi Anschober, ergänzte, "die derzeitigen Arbeitsbedingungen am Landestheater seien "katastrophal" und eine "kulturpolitische Schande für Oberösterreich". Er fordere einen Landes-Theater-Gipfel. Achatz will Ideenwettbewerb Der oberösterreichische Landesobmann der Freiheitlichen, Landesrat Hans Achatz, schlug einen Ideenwettbewerb vor, der zeigen solle, wie das bestehende Landestheater rasch erweitert und renoviert werden könnte. Der Linzer Vizebürgermeister Franz Obermayr (F) stellte fest, mit dem Votum gegen den Bau eines neuen Musiktheaters habe das Konzept der "Kulturmeile" - entlang der Donaulände sollte das Musiktheater und der Neubau der Neuen Galerie der Stadt Linz "Lentos" errichtet werden und damit das nahe gelegene Ars Electronica Center, das Stifterhaus und das Konzertgebäude "Brucknerhaus" ergänzen - ausgedient. Nachdenkpause Landeshauptmann und -Kulturreferent Josef Pühringer (V) verkündete eine Nachdenkpause. Bis zu einer Regierungsklausur im ersten Quartal 2001 werde er einen Vorschlag zur weiteren Vorgangsweise in der Causa Landestheaters ausarbeiten. Zum Ideenwettbewerb zum alten Standort stellte er fest, den habe es schon unter seinem Vorgänger Josef Ratzenböck gegeben, ein entsprechendes Projekt sei aber an den hohen Kosten von rund 2,5 Mrd. S (182 Mill. Euro) gescheitert. An die 50 Prozent der Nein-Stimmen von der ÖVP Die ÖVP und die SPÖ suchten am Montag die Ursachen für die mehrheitliche Ablehnung für den Bau eines neuen Musiktheaters bei der Volksbefragung am Sonntag. ÖVP-Landesparteisekretär Erich Watzl vertrat die Ansicht, dass ein Kulturthema kaum mehrheitsfähig sei. Der Landesvorsitzende der SPÖ, Landeshauptmannstellvertreter Erich Haider warf der ÖVP vor, sie habe das Musiktheater selbst "gekippt". Die Wählerstromanalyse zeige, dass fast 50 Prozent der Nein-Stimmen von der ÖVP kommen würden. Niedergeschlagenheit im Landestheater Aus dem Landestheater meldete Intendant Michael Klügl "tiefste Niedergeschlagenheit" über das Ergebnis. Trotz des negativen Ausganges der Volksbefragung sei aber damit Sensibilität für die Missstände am Landestheater geschaffen worden. Es sei nun vielen Menschen bekannt, unter welch schwierigen Bedingungen die Künstler und Techniker dort arbeiten müssten. Dennis Russell Davies - ab 2002 nicht nur Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz, sondern auch Opernchef des Landestheaters - zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis, das Projekt Theater sei aber nicht tot, es habe nur einen Rückschlag gegeben. (APA/red)