Stuttgart - Über ein Jahr nach ihrer Festnahme in Österreich muss sich die mutmaßliche RAF-Terroristin Andrea Klump von Dienstag an vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht verantworten. Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft der 43-Jährigen zweifachen versuchten Mord, Verabredung zum Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Für das Verfahren vor dem Fünften Strafsenat sind zunächst 13 Verhandlungstage vorgesehen. Die Angeklagte soll zumindest von August 1984 bis März 1998 Mitglied der Roten Armee Fraktion gewesen sein. Nach Angaben des Stuttgarter Oberlandesgerichts bestreitet die Frau die Vorwürfe, insbesondere auch die Mitgliedschaft in der RAF. Der erste Verhandlungstag findet im Hochsicherheitstrakt von Stuttgart-Stammheim statt. Seit 1984 im Untergrund Klump war im September 1999 in Wien festgenommen worden. Gegen sie war im Juni Anklage erhoben worden. Bei ihrer Festnahme war ihr Begleiter, der damals ebenfalls wegen RAF-Mitgliedschaft gesuchte Horst Ludwig Meyer, erschossen worden, nachdem er eine Waffe gezogen hatte. Im Dezember 1999 wurde Klump nach Deutschland ausgeliefert. Den Ermittlungen zufolge gehörte sie seit 1977 zum Unterstützerkreis der Roten Armee Fraktion und ging 1984 in den Untergrund. In Syrien habe sie sich militärisch ausbilden lassen, wirft ihr die Staatsanwaltschaft vor. 1988 reiste sie laut Anklage zusammen mit Meyer nach Spanien, um dort mit einem weiteren, bisher unbekannten RAF-Mitglied einen Sprengstoffanschlag gegen NATO-Angehörige zu verüben. Tatort sollte das Hotel "Playa de la Luz" in Rota sein, dessen Diskothek überwiegend Militärangehörige des nahe gelegenen NATO-Flotten- und Luftwaffenstützpunktes besuchten. Die Gäste sollten, so lautet der Vorwurf der Ankläger, durch eine anonyme Bombendrohung ins Freie gelockt und dort durch einen detonierenden Sprengsatz getötet und verletzt werden. Am 17. Juni 1988, als das RAF-Kommando die letzten Vorbereitungen getroffen und 13,5 Kilogramm Sprengstoff an einem gestohlenen Moped befestigt habe, explodierte ein selbst gebastelter Zünder vorzeitig, ohne dass es zu einer Detonation kam. Aus Angst vor Entdeckung seien die drei zu Fuß geflüchtet, heißt es. Bei einer Polizeikontrolle kam es zu einem Schusswechsel, bei dem aber niemand verletzt wurde. Auf einem nahe gelegenen Campingplatz zwangen die Terroristen den Angaben zufolge ein Ehepaar mit Kind, sie in ihrem Wohnmobil nach Sevilla zu fahren. Dort seien sie untergetaucht. Seit Herbst 1995 hielten sich nach Angaben der Ermittlungsbehörden Klump und Meyer in Wien auf, wo sie vier Jahre später gefasst wurden, nachdem ein Anrainer Verdacht geschöpft hatte. Das Urteil soll voraussichtlich 6. Februar 2001 verkündet werden. (APA/AP)