Eisenstadt/Linz - Eine Woche vor der Burgenland-Wahl kann die SPÖ ihren (weiterhin knappen) Vorsprung vor der ÖVP halten. Die jüngste Umfrage des Linzer Spectra-Instituts rechnet der SPÖ von Hans Niessl 39 Prozent zu, der ÖVP 38 Prozent. Dabei gibt es aber eine beträchtliche statistische Unsicherheit: Für die so nahe beieinander liegenden Parteien SPÖ und ÖVP beträgt sie plus/minus 4,4 Prozent - und das bedeutet, dass die SPÖ im Extremfall nahe an ihr Wahlergebnis von 1996 herankommen könnte; bei der letzten Wahl hatte sie unter Karl Stix 44,5 Prozent erreicht, was damals unter den Erwartungen gelegen ist. In den Rohdaten liegt die SPÖ jedenfalls deutlich vor der ÖVP, dort steht es 35 (SPÖ) zu 30 (ÖVP) zu zehn (FPÖ) zu sechs (Grüne). Hochgerechnet ergibt sich daraus ein relativ sicherer Einzug der Grünen in den Landtag (acht Prozent - bei einer Schwankungsbreite von 2,4 Prozent). Relativ sicher scheint auch, dass der Wahlgang für die Freiheitlichen kein großer Erfolg wird: Mit prognostizierten 14 Prozent liegen sie knapp schlechter als bei der letzten Wahl, die Schwankungsbreite von 3,2 Prozent lässt aber einen Ausschlag zu einem deutlich besseren oder auch deutlich schlechteren Ergebnis möglich erscheinen. Der ÖVP werden in der Hochrechnung deutlich mehr nicht deklarierte Stimmen zugerechnet als der SPÖ, daher schrumpft der Abstand in den Rohdaten in der Hochrechnung zusammen. Dem liegt unter anderem die Annahme zugrunde, dass bei Wahlen eben nicht nur Parteien und Programme, sondern vor allem die Kandidaten zählen. Und hier hat der etablierte Landeshauptmannstellvertreter Gerhard Jellasitz die Nase knapp vorne: 32 Prozent würden den ÖVP-Spitzenmann wählen, wenn es eine Direktwahl des Landeshauptmanns gäbe - SPÖ-Spitzenkandidat Niessl dagegen käme nur auf 31 Prozent. Für die letzte Wahlkampfwoche wird daher relevant sein, ob es der ÖVP gelingt, ihren Mann entsprechend glaubwürdig als möglichen Landeschef zu positionieren. Als schwer einzuschätzende Größe kommt dazu, dass Stefan Salzl als neuer Mann der Freiheitlichen inzwischen an Profil gewonnen hat: Von Umfragewelle zu Umfragewelle hat Salzl jeweils einen Prozentpunkt zugelegt - inzwischen würden ihn bereits acht Prozent der Burgenländer gerne als Landeschef sehen. Auch Grete Krojer von den Grünen hat zugelegt - sie erscheint für vier Prozent eine geeignete Kandidatin für den Landeshauptmann-Sessel. Entscheidend wird, ob die Grünen ihre Wähler mobilisieren können oder ob etliche davon schließlich doch SPÖ wählen. Conrad Seidl (Printausgabe Der Standard vom 27. November 2000)