Paris - Der französische Altgaullist Charles Pasqua hat es anlässlich einer Parteileitungssitzung seiner "Rassemblement pour la France" (RPF) am Sonntag in Paris gleich klargestellt: Seine Jahrzehnte lange Freundschaft mit Präsident Jacques Chirac (RPR) wird ihn beim Wahlkampf für den Elysee-Palast in keiner Weise "zügeln". "Täuschen Sie sich nicht. Ich werde meinen Kampf bis zum Ende führen. Ich werde zu nichts und mit niemandem Kompromisse schließen", erklärte Pasqua vor dem "Conseil National" seiner Partei und fügte hinzu, dass er den Wahlkampf auch "gegen Jacques Chirac" führen werde. "Ich werde den Wahlkampf gegen die Insassen der Kohabitation führen: Gegen Jacques Chirac, der - gemeinsam mit den Abkommen von Maastricht und Amsterdam - für das Einsinken Frankreichs in einem europäischen Magma verantwortlich ist (...) und gegen (Premier) Lionel Jospin, der so zufrieden mit sich selber ist, dass er vorgibt, ein Staatsmann zu sein, während er in Wirklichkeit ein Politiker der niedrigsten Art ist", meinte der euroskeptische Rechtsnationalist wörtlich. Pasqua erklärte sich weiters überzeugt, bei der Präsidentenwahl im Frühjahr 2002 gute Chancen für einen persönlichen Erfolg zu haben, zumal er der einzige Verteidiger der Souveränität sei. "Jacques Chirac, (Democratie Liberale-Chef) Alain Madelin, (UDF-Chef) Francois Bayrou sind alle liberale und europäische Zentrumspolitiker. Sie werden sich die Stimmen unter sich teilen müssen", meinte Pasqua zu seinen Rivalen im konservativen Lager. Kritik übte Pasqua auch an der gegenwärtigen Polemik zum Wahlkalender von 2002. Jospin wolle die Präsidentenwahl vorziehen, weil er fürchte, im Fall einer linken Niederlage bei der Parlamentswahl seine Kandidatur für den Elysee-Palast aufgeben zu müssen. Chirac wolle dagegen, dass zuerst die Nationalversammlung gewählt wird, um auf die Abgeordneten Druck auszuüben und seine Gegenkandidaten im rechten Lager, Madelin und Bayrou, zu behindern, meinte der ehemalige Innenminister. Die aktuellen Bemühungen im konservativen Lager, eine gemeinsame Sammelpartei zu gründen, bezeichnete Pasqua als "Psychodrama". "Es ist in Wirklichkeit ein Appell zur Gründung einer Gewerkschaft der bisherigen Abgeordneten, um ihre Pfründe zu bewahren", meinte der Europaparlamentarier wörtlich. Charles Pasqua, ein "Gaullist der ersten Stunde", hat im Jahre 1976 gemeinsam mit Chirac die neogaullistische "Rassemblement pour la Republique" (RPR) gegründet. Der einst treue Mitstreiter Chiracs distanzierte sich zunehmend vom gegenwärtigen Präsidenten, seit dieser eine EU-freundliche politische Linie einschlug. Bereits beim Maastricht-Referendum 1992 war Pasqua für das Nein eingetreten. Im Frühjahr des Vorjahres verließ der ehemalige Innenminister endgültig das neogaullistische Lager, da sich Chirac weigerte, eine Volksabstimmung zum Amsterdamer Vertrag durchführen zu lassen. Pasqua empfand die französische EU-Politik im konservativen Lager nach eigenen Angaben als einen Verrat gegenüber Charles de Gaulle und gründete daher - wie bereits der General im Jahre 1947 - die "Rassemblement pour la France" (RPF). (APA)