Wenige Tage nach seiner Bestellung zum Chrysler-Chef bezeichnete Dieter Zetsche den Zustand des Unternehmens als "dramatisch". Gleichzeitig warf DaimlerChrysler-Boss Jürgen Schrempp dem entlassenen Vorgänger Zetsches, James Holden, schwere Versäumnisse vor. An radikalen Sanierungsmaßnahmen werde gearbeitet. Für Graz, wo mehrere Chrysler-Modelle montiert werden, sind derzeit dem Vernehmen nach keine Auswirkungen zu befürchten.
Chrysler befindet sich auf dem US-Markt nach wie vor auf steilem Sturzflug. Der DaimlerChrysler-Gesamtgewinn wird Schrempp zufolge dank anhaltendem Mercedes-Höhenflug heuer auf 20 Milliarden DM (10,23 Mrd. EURO/141 Mrd. S) kommen. Chryslers wiederholt reduzierte Gewinnerwartungen hingegen lägen nun unter 3,9 Mrd. DM, Tendenz weiter fallend.
Vor diesem Hintergrund befürchten die Amerikaner massenhafte Entlassungen. Schrempp hatte schon vorgerechnet, von den 128.000 Beschäftigten seien 38.000 überflüssig. In Deutschland hingegen sollen 5000 neue Arbeitsplätze entstehen: "Mercedes Benz und der Nutzfahrzeugbereich werden ihre Rekordgewinne vom Vorjahr noch einmal steigern." Bei Nutzfahrzeugen hat DaimlerChrysler zudem soeben eine globale Allianz mit dem US-Branchenriesen Caterpillar, mit jeweils 50-prozentiger Beteiligung, bekannt gegeben.
Keine Krise in Graz
Auch der Standort Österreich muss sich derzeit keine Sorgen machen, glaubt man entsprechenden Managementbeteuerungen. Im Gegenteil, sagt Eurostar-Geschäftsführer Gary Cash zum STANDARD, würden Ende November/Anfang Dezember 70 Mitarbeiter neu eingestellt, 80 weitere kämen Ende Jänner 2001 dazu. Dies hänge zusammen mit dem Produktionsstart der Neuauflage des Minivans Voyager.
Auch mit dem nostalgischen Kompakt-Van PT Cruiser, der ab Spätsommer von den Eurostar-Bändern laufen werde, liege man voll im Plan, einige Hundert neue Arbeitsplätze würden durch das Projekt entstehen. Die Krise in Nordamerika werde Graz also in der näheren Zukunft nicht tangieren. Langfristige Prognosen könne man aber derzeit nicht abgeben.
Bei Eurostar musste heuer wegen mangelnder Nachfrage nach dem auslaufenden Voyager-Modell mehrfach kurzgearbeitet werden (bei Kurzarbeit zahlt das Arbeitsmarktservice einen Teil der Kosten). Dank umfangreicher Programme zur Kostenreduktion werde man aber auch im heurigen Geschäftsjahr Gewinne schreiben, sagt Cash.