London - Malcolm Bradbury, britischer Schriftsteller und Literaturkritiker, ist nach Angaben seiner Familie vom Dienstag nach längerer Krankheit in seinem Haus im ostenglischen Norwich im Alter von 68 Jahren gestorben. Bradbury wurde auch im Ausland mit seinem Roman "The History Man", in dem er in satirischer Form die Rolle von "Sex und Politik" während der Bildungsexplosion der 60er Jahre beschreibt, weiteren Kreisen bekannt. Der Schriftsteller, der in diesem Jahr von der Königin geadelt wurde, gründete 1970 an der Universität von East Anglia in Norwich den ersten Kurs für "kreatives Schreiben" in Großbritannien. Sein erster Student war der heutige Erfolgsautor Ian McEwan, der für seinen Roman "Amsterdam" den Booker-Preis gewann. Der Tod Bradburys bedeute für das "gesamte Kulturleben" Großbritanniens einen herben Verlust, sagte McEwan am Dienstag. Der Autor, der in Norwich einen Lehrstuhl für amerikanische Studien hatte, schrieb insgesamt sechs Romane. In seinen beiden ersten Werken "Eating People is Wrong" (1959) und "Stepping Westward" (1965) steht das Leben auf dem Campus einer amerikanischen Hochschule im Mittelpunkt. Seinen letzten Roman "To The Hermitage" stellte er im Februar fertig. Bradbury machte sich auch als Drehbuchautor speziell für das britische Fernsehen einen Namen. Mit Erfolg europaweit ausgestrahlt wurde dabei "Der große Reibach", ein Mehrteiler über die Abenteuer eines gutmeinenden Simpels im Dickicht der Brüsseler EU-Bürokratie. (APA/dpa/hcl)