Linz - Eher Ratlosigkeit denn hektische Betriebsamkeit herrscht nach dem Nein der Bevölkerung vom vergangenen Sonntag zum 1,2 Milliarden Schilling teuren Theaterprojekt. Fix ist nur: Die Bauarbeiten zum Musiktheater am Linzer Schlossberg wurden eingestellt. Bisher wurden über 100 Millionen Schilling - inklusive Grundstücksablösen - investiert. Noch immer ist Ursachenforschung angesagt, warum sich bei der Volksbefragung gut 60 Prozent gegen den Bau eines Opernhauses ausgesprochen haben. Umstritten ist dabei die Rolle der Medien. Enttäuschte Befürworter sehen in der Berichterstattung der Kronen Zeitung eine Teilschuld: Das Blatt habe massiv gegen den Theaterneubau kampagnisiert. Meinungsforscher Andreas Kirschhofer von Imas-Institut hingegen hält die Wirkung der Kronen Zeitung für gering: Er könne keine kausale Beziehung herstellen. Zudem hätten andere Regionalmedien eindeutig für den Neubau Stellung bezogen. Kirschhofer meint vielmehr, dass bereits - durch Regierungs-Sparpakete bedingte - vorhandene negative Einstellungen zum Großprojekt durch die Parteienkampagnen verstärkt worden seien. "Die Leute werden skeptisch, wenn sie zu etwas überredet werden." Zudem sei vor allem gegen das "überzogene Projekt im Berg" votiert worden. Es wäre ihnen lieber, die Kultur im eigenen Ort würde mehr gefördert. Unterdessen plagt sich die Politik um das Überwinden des Projekt-Stillstands. Der Linzer SP-Bürgermeister Franz Dobusch (auch Linz ist "Verlierer der Volksbefragung") bringt bereits in den letzten Jahren diskutierte Standorte wieder ins Spiel - etwa jenen des Unfallkrankenhauses, direkt neben der Westbahn. Das Spital soll neu gebaut werden, wann, steht aber wegen der ungelösten Finanzierung in den Sternen. Die VP kalmiert und will "Schnellschüsse" vermeiden, zuerst sei die weitere Vorgehensweise abzuklären. Die SPÖ lehnt sich zurück und wartet jetzt "auf einen mehrheitsfähigen Projektvorschlag vom Landeskulturreferenten". Ungeduldig ist derzeit nur die FPÖ. Sie will raschest einen neuen Ideenwettbewerb ausschreiben und dann den alten, denkmalgeschützten Standort für das Theater herrichten. Die FP hält an ihrer Interpretation der Volksbefragung fest: Eine neuen Standort lasse das Votum nicht zu. (aw/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. 11. 2000)