Die Israelitische Kultusgemeinde hat am Montagabend in Wien die Friedrich Torberg Medaille 2000 verliehen. Die diesjährigen Preisträger sind die evangelische Superintendentin des Burgenlandes, Gertraud Knoll, der Verleger und Autor Hubertus Czernin sowie der Arzt und Publizist Werner Vogt. Mit der Medaille werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für "eine lebendige Demokratie in Österreich einsetzen oder gegen das Wiedererstarken des nationalsozialistischen Ungeistes" auftreten. In seiner Laudatio würdigte der frühere Bundeskanzler Franz Vranitzky die "Courage und die Entschlossenheit" Knolls. Sie begreife die Grenzen zwischen den Bekenntnissen nicht als "Palisaden", sagte Vranitzky. Kritik übte der Exkanzler an der FPÖ, die nach Knolls Präsidentschaftskandidatur gegen die Rückkehr der Geistlichen in ihr kirchliches Amt mobilisiert hat. Thema war aber auch die Regierung: "Die Innenpolitik reduziert sich auf das Nulldefizit", sagte Vranitzky. Für die Außenpolitik heiße es "bitte warten" und in der Europapolitik herrsche die Meinung: "Neue Mitglieder ja, aber nicht gleich." Die Festrede für Czernin hielt der Molekularbiologe Emile Zuckerkandl, für Vogt sprach der Schriftsteller Michael Scharang. Bisherige Träger der Friedrich Torberg Medaille sind unter anderem der ORF-Journalist Josef Broukal sowie zwei Bundesheeroffiziere, die einen jüdischen Präsenzdiener gegen antisemitische Beschimpfungen verteidigt haben. (red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. November 2000)