Wien - Die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie trägt zwar zunehmend zum Wachstum der Wirtschaft in der Europäischen Union (EU) bei, die Entwicklung der New Economy, geht aus der Jahreswirtschaftsbilanz der EU hervor, hinke jedoch etwa ein halbes Jahrzehnt hinter den USA her. Die neuen Branchen beginnen jedoch in der EU Fuß zu fassen. Zu diesem Schluss kommt auch Joseph Christl, Chefökonom der Creditanstalt, der am Mittwoch in Wien eine CA-Studie über die Auswirkungen der New Economy in Europa präsentierte. Bei einem Durchbruch wird die Wirtschaft um einen halben bis Dreiviertel Prozentpunkt schneller wachsen können", sagte Christl. Das Prognoseergebnis der Delphi-Studie signalisiere, dass es durch die New Economy von 2000 bis 2010 zu einer durchschnittlichen jährlichen Produktivitätssteigerung von rund 4 Prozent kommen werde, die durch die Informationstechnologie bedingt sei. Das ließe für Europa eine ähnlich starke wirtschaftliche Dynamik erwarten, wie zuletzt in den USA. Ein Durchbruch der New Economy werde positive Effekte für den Arbeitsmarkt, die Lebenshaltung und die gesamte Volkswirtschaft haben, zeigte sich der CA-Chefökonom überzeugt. Weichenstellungen in Bildungs- Forschungs- und Technologiepolitik notwendig Ob und in welchem Tempo Europas New Economy-Lokomotive jedoch tatsächlich einer neuen ökonomischen Ära zusteuere, werde aber hauptsächlich davon abhängen, ob die notwendigen Weichenstellungen vorgenommen werden. Als zentralen Punkt nennen die Delphi-Teilnehmern dabei verstärkte Anstrengungen in der Bildungs-, Forschungs- und Technologiepolitik sowie die Beseitigung der bremsenden Effekte der überregulierten Güter- und Arbeitsmärkte. Vom Einsatz der neuen Technologien erwarten sich die heimischen Unternehmen deutlich positive Auswirkungen auf die Produktion, auf den betrieblichen Einkauf und auf die Volumina an Risikokapital-Finanzierungen. Bis zum Jahr 2005 gehen die Studienteilnehmer von einer Produktivitätssteigerung durch die New Economy von 20 Prozent, bis 2010 von 50 Prozent aus. Das Online-Beschaffungsvolumen werde sich bis zum Jahr 2005 verdreifachen und bis 2010 verfünffachen. Der Anteil der Telearbeitsplätze sollte sich in denselben Zeiträumen verdoppeln bzw. verdreifachen. Branchenausblick Für den Anteil des Online generierten Umsatzes im Bereich Business-to-Business (B2B) wird eine Verdoppelung bis 2005 und eine Vervierfachung bis 2010 prognostiziert. Geringer sollten hingegen die Umsatzsteigerungen durch E-Commerce im Bereich Business-to-Consumer (B2C) ausfallen. Es werde nur zu einer Verschiebung der Vertriebsmethode kommen, wird angegeben. Für das Volumen der Risikokapital-Finanzierungen wird bis 2010 eine Verdoppelung prognostiziert, was hauptsächlich auf die steigende Zahl an Unternehmensgründungen (50 Prozent Zuwachs bis 2010) zurückgeführt wird. Der Trend zu Fusionen und Outsourcing von Unternehmensfunktionen wird ebenfalls weiter anhalten. Als Grund geben die Befragten den steigenden Konkurrenzdruck und die Konzentration auf Kernkompetenzen an. (APA,red)