Die Anwälte der klagenden Aktionäre wollen in einem Musterprozess klären, ob das Unternehmen und seine beiden in Untersuchungshaft sitzenden ehemaligen Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele wegen falscher Ad-Hoc-Meldungen zur Verantwortung gezogen werden können. Die Kläger werfen Infomtec vor, fälschlich Aufträge über 163 Mill. DM gemeldet zu haben. Tatsächlich hätten zum Zeitpunkt der Mitteilungen aber nur Orders in Höhe von knapp 7,7 Mill. DM bestanden. Eine rosige Kursentwicklung vor Augen, hätten viele Anleger daraufhin zu den Papieren des Unternehmens gegriffen, während sich die beiden Vorstände von Aktienpaketen im Wert von insgesamt 56 Mill. DM getrennt hätten, erklärte Rechtsanwalt Klaus Rotter.
Mit einer Entscheidung des Augsburger Landgerichts rechnet der Anwalt "in etwa sechs bis acht Monaten". Das gesamte Verfahren könne sich aber über drei Jahre erstrecken. "Die Beweislage ist sehr günstig. Wir müssen dafür sorgen, dass die beiden Vorstände so nicht davonkommen", sagte Rotter. Ziel sei die Entschädigung für entstandene Kursverluste.
Mitte Oktober hatte die Staatsanwaltschaft erstmals die Infomatec- Firmenzentrale sowie weitere Räume des Unternehmens durchsucht und Beweismaterial sicher gestellt. Danach waren Harlos und Häfele wegen Fluchtgefahr festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Kursbetrug, verbotene Insider-Geschäfte und falsche Darstellung der Unternehmensverhältnisse vor. Am derzeit ohnehin krisengeschüttelten Neuen Markt ist der Sturz des Software-Unternehmens einer der spektakulärsten Fälle. (APA/dpa)