Graz - Schwere Schockzustände als Folge von hohem Blutverlust bei Verletzungen sind lebensgefährlich, weil der Blutdruck schlimmstenfalls nicht mehr normalisiert werden kann. An der Grazer Universitätsklinik arbeitet ein ForscherInnenteam unter der Leitung von Doris Pieber nun an einem optimalen Gegenmittel zur Bekämpfung des dramatischen Blutdruckabfalls. Dieser Tage hat man dafür einen der vier steirischen Forschungspreise der Aventis-Stiftung erhalten. Laut Studie dürfte die körpereigene Substanz Vasopressin das größte Potenzial zur Stabilisierung des Blutdrucks im Schockzustand besitzen. "Beim Schock nach einem Blutverlust kann es passieren, dass der Blutdruck trotz aller Gegenmaßnahmen nicht mehr auf die notwendige Höhe gebracht werden kann", so Pieber. In harmloseren Fällen kann man Substanzen, die als Volumenersatz dienen, und Medikamente, die den Blutdruck erhöhen sollen, verabreichen. Blutdrucksteigernd sind im menschlichen Körper beispielsweise das in Blut und Gewebe gebildete Angiotensin II. In der Notfallmedizin wird zur Bekämpfung des dramatischen Blutdruckabfalles im Schockzustand vor allem Dopamin und Adrenalin verwendet - ohne dass ihr Einsatz jedoch immer zum gewünschten Erfolg führt, so Pieber. Versuche Die Grazer WissenschafterInnen studierten die Abläufe während eines schweren Schockzustands und mögliche Gegenmittel an Ratten. Ihnen wurden unter Betäubung acht Milliliter Blut abgenommen. Der Verlust von rund 25 Prozent ihres Blutvolumens erzeugt bei den Tieren einen mittelschweren, aber reversiblen Schockzustand. "Beim Menschen würde das dem Verlust von etwa einem Liter Blut entsprechen und ebenfalls zu einem Schockzustand führen", so die Ärztin. Im Anschluss wurden den Versuchstieren verschiedene Blutdruck stützende Substanzen verabreicht: "Am schnellsten büßte das Angiotensin II seine Wirkung ein", so Pieber. Schon nach etwa 30 Minuten sprachen die Tiere nicht mehr an. Am längsten wirkte die Substanz Vasopressin, die von der Hypophyse im Gehirn produziert wird. Die Grazer Ärztin: "Hier blieb der den blutdrucksteigernde Effekt bis über drei Stunden lang erhalten." Laut den Untersuchungen der steirischen Forscher dürfte es damit das größte Potenzial zur Beherrschung von starkem Blutdruckabfall im Schockzustand besitzen. Jetzt soll die Substanz im Rahmen von klinischen Studien an Notfallpatienten erprobt werden. (APA)