Moskau - Die Wissenschaftlerin Natalia Novikova und ihre Mitarbeiter am Institut für Biomedizinische Probleme des staatlichen russischen Forschungszentrums präsentierten eine neuartige und effektive Methode, um Raumstationen von Bakterien und Pilzen frei zu halten. Die Mikroorganismen gelangen mit den Astronauten und mit Materiallieferungen ins All. Sie überleben trotz ionisierender Strahlung, indem sie sich verändern, und gedeihen in ihrer ökologischen Nische prächtig. Neben möglicher Gesundheitsgefährdung für die Astronauten können die Mikroben auch den Geräten und Instrumenten schaden: Die Stoffwechselprodukte mancher Bakterien korrodieren Metall. Herkömmliche hocheffektive Desinfektionsmittel, wie sie auf der Erde verwendet werden, sind auf der MIR oder der International Space Station ISS tabu, weil sie für geschlossene Räume zu giftig sind. Selbst bei harmlosen Desinfektionsmitteln droht Gefahr, da Mikrobenzellen beim Absterben Toxine absondern. Die russischen Forscher entwickelten zwei effiziente Methoden, um Astronauten und Geräte trotzdem zu desinfizieren. Die eher traditionelle Methode ist die Beschichtung der Geräte mit antimikrobiellen und pilzabweisenden Oberflächen. Macht man sie beispielsweise hydrophob, so kann sich kein Wasserdampf darauf abschlagen, und auf der absolut trockenen Oberfläche sind Sporen und Bakterien nicht überlebensfähig. Die zweite Methode setzt auf die so genannte Anabiose, die Fähigkeit mancher Lebewesen, Phasen ungünstiger Lebensbedingungen in einer Art Scheintod zu überstehen. Die Wissenschaftler testeten erfolgreich die Wirkung natürlicher Substanzen, um die Mikroben in diesen Zustand zu versetzen, und bauten sie im Labor nach. Es handelt sich um Benzolderivate, so genannte polymodale Anabiose-Autoinduktoren, die ebenfalls auf die Oberflächen einer Raumstation aufgetragen werden müssten. Unter Erdbedingungen haben sie ihren Test bestanden. (pte)