Vorerst bis Jahresende übernimmt der ORF im Rahmen eines "Pilotversuches" den Betrieb des Kärntner Volksgruppenradios "Korotan". Der entsprechende Vertrag sei vor zwei Tagen unterzeichnet worden, erklärte Josef Lusser von der ORF-Generalintendanz am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion der Grünen Bildungswerkstatt in Wien. Die heimischen Volksgruppenradios sehen sich nach massiven Subventionskürzungen in ihrer Existenz bedroht und suchen Allianzen. In Kärnten werde man "Erfahrungen sammeln", meinte Lusser. Eine "österreichweite Lösung" sei nicht auszuschließen. Josko Vlasich vom Verein Mora (mehrsprachiges offenes Radio), ein Lizenznehmer der burgenländischen "Antenne 4", hätte ebenfalls Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem ORF. Nach den finanziellen Einschnitten seitens des Bundes könne man nur mehr einen Notbetrieb aufrecht erhalten. "Wir müssten eigentlich mit 30. November Konkurs anmelden", so Vlasich. Dies würde aber auch den Verlust der Lizenz bedeuten. Derzeit laufen Verhandlungen mit der "Antenne Steiermark". Diese Kooperation würde aber zu Lasten des Volksgruppen-Anteils im Programm gehen, betonte Vlasich. "Dass der ORF bei den Volksgruppenradios einspringen muss, ist ein massives politisches Versäumnis", kritisierte Eva Glawischnig, Kultursprecherin der Grünen. Auch im Volksgruppenbereich gelte es, ein duales System zu unterstützen. Dass den österreichischen Freien Radios im kommenden Jahr sämtliche Förderungen gestrichen werden, stelle einen Rückschritt für die Meinungsäußerungsfreiheit dar. Die "dritte Säule" der nicht-kommerziellen Sender würde im "kleinen Mediensystem" Österreichs Pluralität sichern. Zuerst gehe es darum, ein echtes duales System in Österreich zu etablieren, meinte dazu Gerhard Popp, Sprecher von ÖVP-Mediensprecher und Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer. "Wir haben es derzeit noch nicht." Die Freien Radios hätten sich einen Platz in der heimischen Radiolandschaft gesichert und müssten auch weiter darauf beharren. Eine Verankerung dieser Hörfunkveranstalter im neuen Privatradiogesetz, wie von den Betreibern und den Grünen gefordert, stellte er jedoch nicht in Aussicht. Die "Vorleistung" des ORF in Kärnten sei zu begrüßen, erklärte Popp. Im Rahmen der Überlegungen zu einem neuen ORF-Gesetz, für das allerdings derzeit eine von der Regierung ausgerufene "Nachdenkpause" herrscht, war die Ausweitung des öffentlich-rechtlichen Auftrages im Minderheitenbereich vorgesehen. Der ORF sollte demnach auch die Möglichkeit haben, einen Teil dieses Auftrages über Sendeleistungen der Volksgruppenradios zu erbringen, so Popp. (APA)