Graz - Wirtschaftswunder Steiermark, Autocluster. Geht es aber nach dem steirischen Wirtschaftsbund, gibt es trotz Wirtschaftswachstumsrate von 4,3 Prozent eine Kehrseite der Medaille: akuter Facharbeitermangel in klassischen Berufen. Es fehlen Fleischer, Bäcker, Lkw-Fahrer. "Es droht die Verödung von ganzen Branchen", befürchtet Wirtschaftsbund-Geschäftsführer Thomas Spann. Deshalb richte man erneut eine bekannte Forderung an Wirtschaftsminister Martin Bartenstein: Die Ausweitung der Kontingente für ausländische Arbeitskräfte. Auch quer über die Branchen. "Als Sofortmaßnahme fordern wir mindestens 230 Bewilligungen." Damit sei wenigstens die Spitze des Eisbergs abgedeckt. "Wir sind ja schon lange Stiefkind", rechnet Spann vor. Von den insgesamt 436.623 unselbstständig Beschäftigen gebe es nur 20.413 bewilligte Ausländer. "Da herrscht ein massives Ungleichgewicht zu anderen Bundesländern." Wien habe mit 80.145 viermal so viele. Weitere Forderungen: Die Definition der "Schlüsselkräfte" sollte individuell auf die jeweiligen Betriebe eingestellt werden, denn, "kleinere Betriebe sind hier benachteiligt. Da haben die Großen wie zum Beispiel Magna oder AVL die Nase vorn", meint Spann. Wirtschaftssministerium zeigt sich unbeeindruckt

Im Wirtschaftssministerium zeigt man sich ob der Forderungen unbeeindruckt: "Es wird weder eine Erhöhung der Quoten noch eine Ausweitung der Branchen geben." Das Kontingent der ausländischen Tourismus-Saisonniers von 250 ist erst kürzlich um 180 aufgestockt worden.

Auch Steiermarks VP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl erscheint eine Kontingent-Erhöhung nicht realistisch. "Wir müssen das Ganze unbedingt an eine Ausbildungspflicht koppeln", meint Paierl, der schon seit langem die Einführung einer "Green Card", nicht nur für den IT-Bereich, prolongiert.

Arbeitsmarktservice-Chef Hans Kaiser befürchtet hinter der Kontingentforderung des Wirtschaftsbundes "Lohndumping". "Zieht man auch für die ausländischen Arbeitskräfte das Mindesteinkommen heran, sinkt deren Begehren sicher enorm", mutmaßt er. (koe, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 1. 12. 2000)