Dressurreiten gilt nicht nur als höchst ästhetischer und eleganter Sport, sondern hat bisweilen auch das Image, reichlich fad, tierisch ernst und allzu steif und formell zu sein – etwa nach dem Motto: Lachen verboten! Nun, daß dies zumindest nicht bei jedem so sein muß und man auch als ernsthafter und ernstzunehmender Reiter locker & lustig bleiben kann, das beweist Peter Gmoser bei fast allen seinen Auftritten: Nicht selten scherzt er vor dem Einreiten noch ein wenig mit dem Publikum oder flirtet mit einer gutaussehenden Konkurrentin: So kennt und liebt ihn sein Publikum. Für seine Kollegen ist Gmoser "einer, mit dem man Pferde stehlen kann und der für jeden Scherz zu haben ist". Daß sich hinter dieser Fröhlichkeit – die keineswegs vorgespielt, sondern tatsächlich echt ist – ein selbstkritischer Workaholic und fast besessener Perfektionist steckt – das wissen wirklich nur die, die ihn näher kennen. Geboren wurde Peter Gmoser am 16. Februar 1971 in Graz als Sohn von Mag. Renate Gmoser, Lehrerin und DDr. Rupert Gmoser, Direktor der Otto Möbes Volkswirtschaftsschule und späterer Nationalrat. Der Weg zum Dressur-Profi war familiar zwar keineswegs vorherbestimmt, die Infizierung mit dem hippologischen Virus erfolgte aber zweifellos durch die Pferde-Begeisterung von Mutter Renate und den Reit-Enthusiasmus von Schwester Lisa, die mehr Zeit im Reitstall verbrachte als zuhause. Auf der 21jährigen Lipizzanerstute Monte Dora absolvierte Peter seine erste Sattelprobe, auf dem Pony Gretel bekam er im zarten Alter von sechs Jahren seine ersten Reitstunden. "Der Reitstall war meine zweite Heimat. Und zuhause haben wir nur über drei Dinge gesprochen: Pferde, Pferde, Pferde. Ich glaube, ich hatte gar keine andere Chance, als Reiter zu werden." Gänzlich andere Pläne hatte jedoch Vater Rupert Gmoser mit seinem Sohn – der schickte ihn nämlich nach dem Gymnasium auf die Uni, um Jus zu studieren. Peter fügte sich diesem Wunsch, aber nicht lange: "Mein Vater hat sich leider nie besonders für Pferde interessiert. Oft wusste er gar nicht, wieviele Pferde wir besitzen. Aber ich muß sagen, daß er mich immer unterstützt hat, auch zu dem Zeitpunkt, als ich das Jurastudium abgebrochen habe, um Mitglied der Spanischen Reitschule in Wien zu werden." Im "Tempel" der klassischen Reitkunst, der Spanischen Reitschule, war Peter Gmoser von Februar 1993 bis Mitte 1994. Davor hatte er bereits im Dressurviereck auf sich aufmerksam gemacht. Sein Lehrmeister war damals "der legendäre Monsieur Renard. Ein holländischer Fuchshengst, der erst im Bewerb so richtig über sich hinauswuchs- ein unglaubliches Kämpferherz, von dem ich wirklich viel gelernt habe!" Später verdiente er sich mit dem brandenburgischen Fuchswallach Glador seine Sporen im Viereck – wenngleich Glador äußerst schwer zu reiten war und auch Peter Gmoser manchen "Flugunterricht" erteilte. Trainiert hat Gmoser mit österreichischen Klassereitern wie Alois Goldberger, Günther Zach und Ines v. Badewitz – aber auch internationale Größen wie Georg Wahl, Siegfried Peilicke, Dr.Uwe Schulten-Baumer, Klaus Balkenhol, Udo Lange, "Jo" Hinnemann und Eric Lette zählten zu seinen Lehrmeistern. Wer von all diesen Persönlichkeiten den nachhaltigsten Eindruck hinterließ? Diese Frage beantwortet Gmoser so: "Ich bin sehr stark geprägt von Schulten-Baumers Methode, die Pferde ,lang und tief‘ zu reiten. Nur aus der Losgelassenheit heraus kann sich Harmonie und Ausdruck entwickeln. Mein Leitspruch ist: In der Ruhe liegt die Kraft." Seit 1994 arbeitet Peter Gmoser auf seiner eigenen Anlage im Reitsportzentrum Pannonia in Sieggraben/ Burgenland. Über 40 Pferde stehen derzeit dort zur Ausbildung – ein knochenharter Job, wie auch Gmoser zugibt: "Es gibt Tage, da steige ich um sieben Uhr früh aufs Pferd und um 22 Uhr abends wieder ab. Das ist vor allem im Winter sehr hart – aber ich habe meine Entscheidung, den Schreibtisch mit dem Sattel zu tauschen, nie bereut!" Acht Pferde hat der heute 29jährige schon bis zur "Großen Tour" ausgebildet, gestartet und erfolgreich auf nationalen und internationalen Turnieren vorgestellt. Seine größten Erfolge in der Königsklasse des Dressursports, im Grand-Prix, hat Gmoser mit dem Holsteinerwallach Candidat v. Chamisso erkämpft, den er 1988 dreijährig in Holstein gekauft und bis Grand Prix-Niveau selbst ausgebildet hat. Die erfolgreiche Turnierkarriere des Duos gipfelte 1998 in der Teilnahme an der Dressur-WM in Rom, wo immerhin Platz 38 (bei 84 Startern) erreicht wurde. 1999 stieß Gmoser bis auf 37. Platz der Weltrangliste vor und war damit bestplazierter österreichischer Dressurreiter. Das eigentliche Lieblingspferd von Peter Gmoser ist aber "Rudi", sprich: Ravel v. Ricardo, den er ebenfalls dreijährig in Holstein erworben und der siebenjährig seine erste M- und S-Prüfungen gewonnen hat, ist achtjährig international "Kleine Tour" gelaufen und hat sofort gewonnen. Ravel war in den darauffolgenden Jahren das erfolgreichste "Kleine Tour"-Pferd, das jemals für Österreich gestartet ist. Die Höhen und Tiefen des Dressursports hat Peter Gmoser wohl in keinem Jahr so unmittelbar durchlebt wie 1999: Trotz aller Erfolge, trotz EM-Teilnahme und des Titels eines Vize-Staatsmeisters war es auch von zahlreichen Unglücksfällen überschattet: Candidat verletzte sich bei einem Transport schwer und mußte für längere Zeit pausieren. Eine Woche vor der EM in Arnheim erkrankte auch noch das zweite Spitzenpferd Ravel dieses Pferd an einer schweren Saumbandentzündung und hohem Fieber. Inzwischen haben sich beide Pferde erholt – und sollen im Jahr 2000 Peter Gmoser wieder zu neuen Erfolgen tragen. Das strebt der sympathische Wahl-Burgenländer auch mit seinen Nachwuchspferden an – etwa mit dem gekörten Hannoveranerhengst Biondo v.Brentano II, dem jungen Holsteiner Lausbub v. Loutano, Diamond Spark, Escado v. Exorbitant xx und der Stute Rendez-vous v. Rio Negro – alles hoffnungsvolle Nachwuchstalente im Stall Gmoser. "Mein Ziel für die Zukunft: in die Weltspitze vorstoßen und maximale Erfolge für Österreich herausreiten!" Lisa Feischl Sportliche Erfolge: 1986: Österreichischer Meister Jugend Dressur 1987: 4. Platz Mannschaft Young Rider-EM Cervia/Italien 1989: 3. Platz Mannschaft Young Rider-EM Salzburg 1990: 2. Platz Mannschaft Young Rider-EM Kaposvar/Ungarn 1. Platz Mannschaft Young Rider CDIO Lanaken/Belgien 1991: 4. Platz Mannschaft Young Rider-EM Cervia/Italien 1992: Österreichischer Meister Junge Reiter Dressur 3. Platz Mannschaft 7. Platz Einzel Young Rider-Europameisterschaft Ksiaz/Polen 1997: 2. Platz Staatsmeisterschaft allgem.Klasse, Sieger im Wiener Derby Freudenau 1998: 3. Platz Staatsmeisterschaft allgem.Klasse,10. Platz Mannschaft u. 38. Platz Einzel Dressur-WM Rom 1999: 2. Platz Österr. Staatsmeisterschaft Dressur 1. Platz BLMM 5. Platz CDI-W Warschau 2. Platz Inter II und 2. Platz Grand Prix CDI-W Lipica 3. Platz Grand Prix und 3. Platz Grand Prix Special CDI Kreuttal