Stuttgart - Das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) hat der vor Gericht stehenden Andrea Martina Klump nach Angaben einer BKA-Beamtin eine Mitgliedschaft in der "Roten Armee-Fraktion" (RAF) bisher nicht nachweisen können. Es könne nicht abschließend beurteilt werden, ob Klump wirklich zur Kommandoebene der linksextremen Gruppe gehöre, sagte eine BKA-Oberkommissarin am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Auch das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz habe im Sommer 1998 die Einschätzung abgegeben, dass Klump nicht unbedingt zur RAF-Kommandoebene gehöre. Die Angeklagte muss sich wegen eines misslungenen Anschlags auf US-Soldaten vor zwölf Jahren in Spanien verantworten. Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft der 43-Jährigen vor, als Teil der RAF im Juni 1988 zusammen mit dem im vorigen Jahr in Wien von der Polizei erschossenen Horst Ludwig Meyer und einem weiteren Mitglied der Gruppe einen Sprengstoffanschlag auf ein vorwiegend von US-Soldaten bewohntes Hotel im spanischen Rota geplant zu haben. Der Plan sei jedoch durch die vorzeitige Explosion eines der Zünder vereitelt worden, so dass die Täter geflüchtet seien. Bei der Flucht sei es zu einer Schießerei mit zwei Polizisten gekommen. Die Anklage lautet daher unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, zweifacher versuchter Mord und Verabredung zum Mord. Die 29-jährige Sachbearbeiterin des BKA, die den Fall nach eigenen Angaben seit 1998 betreut, skizzierte vor dem Gericht die Ermittlungsergebnisse. Demnach hatte Klump in den 80-er Jahren Kontakte zu zahlreichen inhaftierten und anderen mutmaßlichen RAF-Mitgliedern unterhalten. Nach ihrer Festnahme seien in Klumps und Meyers Wiener Wohngemeinschaft falsche Pässe verschiedener Nationalitäten gefunden worden. In einem gefälschten dänischen Pass habe es Einträge aus dem Jahr 1988 über die Ein- und Ausreise nach Spanien gegeben. Das BKA habe aber nicht abschließend beurteilen könne, ob Klump Mitglied in der RAF war, sagte die Zeugin. Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe bei Klump sogar eine "kritische Einstellung" zur RAF festgestellt. Die in Wiesbaden geborene Klump war im vergangenen Jahr nach langjähriger internationaler Fahndung in Wien zufällig ins Netz der Fahnder gegangen. Bei der Festnahme war Meyer von der Polizei erschossen worden. Für die Hauptverhandlung vor dem Oberlandesgericht sind insgesamt bisher 18 Zeugen geladen. (APA/Reuters/dpa)