Wien - Der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende, Nationalratspräsident Heinz Fischer hat am Freitag im Zusammenhang mit dem Schwangerschaftsabbruch dafür plädiert, den Grundsatz "Helfen statt Strafen" in seiner derzeitigen Form unangetastet beizubehalten. In einer Aussendung lehnte er sowohl Forderungen nach einer Aufweichung der Fristenlösung als auch den Vorschlag der Grünen, den Schwangerschaftsabbruch nicht mehr im Strafrecht zu verankern, ab. "An der Diskussion, die derzeit zum Thema Fristenlösung geführt wird, sieht man, dass dieses Thema noch immer in emotionaler und irrationaler Weise behandelt wird", sagte Fischer. "Die einen wollen den in der Fristenlösung enthaltenen Gedanken 'Helfen statt Strafen' und die damit verbundene vernünftige Abwägung unterschiedlicher Gesichtspunkte nicht anerkennen und bewegen sich zurück ins 19. Jahrhundert, wenn sie die Fristenlösung auch nur teilweise rückgängig machen wollen." "Grundsatzfragen" "Die anderen wollen Schwangerschaftsabbruch und Strafrecht völlig 'entkoppeln' und den strafrechtlichen Schutz des ungeborenen Lebens völlig eliminieren." Den Schwangerschaftsabbruch bis zum Zeitpunkt der Geburt strafrechtlich außer Betracht zu lassen, würde aber "Grundsatzfragen aufwerfen, die nicht befriedigend und sinnvoll beantwortet werden können", meinte Fischer Beide Vorschläge halten nach Ansicht des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden "einer sorgfältigen Überprüfung nicht stand und beide Vorschläge zeigen nur, wie sorgfältig und ausgewogen man bei der Konzipierung der sogenannten Fristenregelung vorgegangen ist, also jener Lösung, wonach der Schwangerschaftsabbruch innerhalb einer medizinisch vertretbaren Frist nicht unter Strafe gestellt wird, ohne den Schutz des ungeborenen Lebens im Prinzip aufzugeben". ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat hat am Freitag alle, die sich derzeit zur Fristenlösung äußern, aufgefordert, sich zuerst einmal genau zu überlegen, "ob sie behindertes Leben grundsätzlich für lebenswert erachten oder nicht". Auch Überlegungen, die den Schutz ungeborenen Lebens völlig außer Acht lassen," richten sich von selbst", sagte Rauch-Kallat in einer Aussendung. Vorarlberg Der Donnerstag stand im Vorarlberger Landtag zunächst im Zeichen der Kapitel Soziales, Gesundheit und Umwelt. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen über Themen wie Mutter-Kind-Pass, Kinderbetreuung, Abtreibung oder Drogen. Die Volkspartei forderte etwa die Beseitigung der Möglichkeit für die Abtreibung eines behinderten Kindes auch nach dem dritten Schwangerschaftsmonat. Laut Landeshauptmann Herbert Sausgruber (V) gehe es um eine grundsätzliche Frage, weil die Gesellschaft dazu neige, den Wert menschlichen Lebens zu relativieren. Nicht nur bei der Abtreibung behinderter, sondern auch "am anderen Ende des Lebens" sei die Neigung groß, "Kosten-Nutzen Überlegungen anzustellen" und damit menschliches Leben und seine Würde nach wirtschaftlichen Überlegungen zu messen, warnte Sausgruber vor einem grundsätzlichen "großen Problem". Nach emotional geführter Diskussion erinnerte die Frauenärztin und SPÖ-Abg. Elke Sader, es würden immer wieder auch ganz junge Mädchen schwanger. Es müssten gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es möglich machen, die "Abtreibungsrate endlich weiter herunter zu drücken", appellierte Sader. (APA/red)