Rom/Bologna - Der Prozess in Bologna gegen die drei mutmaßlichen Mörder des Wiener Juweliers Siegfried Goluch gerät in die Endphase. Ab Dienstag beraten die Richter über das Urteil für jene drei Italiener, die am 9. Mai 1998 den Juwelier nach dem Überfall auf sein Geschäft am Graben erschossen haben sollen. Die Staatsanwälte, die gegen die Verdächtigten ermittelten - Michele D'Ambrosio (27), Massimiliano Franzoni (29) und Andrea Saba (25), der nach zweijähriger Flucht erst am 18. Oktober 2000 in Santo Domingo festgenommen wurde - haben für alle drei lebenslängliche Haft gefordert. Täter erkannt Am Montag werden die Rechtsanwälte des Trios ihre Mandanten verteidigen. "Wir haben von der österreichischen Polizei Dokumente erhalten, die beweisen, dass sofort nach dem Mord einige Zeugen einen russischen Staatsbürger als Täter erkannt hatten. Das Photo war ihnen von den Ermittlern gezeigt worden. Später kam man darauf, dass der Russe nichts mit dem Mord zu tun hat. Dieser Vorfall beweist deutlich, dass man sich auf die Aussagen der Zeugen nicht verlassen kann", erklärte der Verteidiger D'Ambrosios, Antonio Cappuccio. Während der Verhandlung hatten die Richter einige österreichische Polizisten vernommen. Diese berichteten, dass Zeugen das Photo der drei Italiener erkannt hatten. Die Verteidiger bestritten die Gültigkeit der Aussagen sowie mehrere von der Staatsanwaltschaft vorgelegte Beweise. So seien Telefonüberwachungen ohne die notwendigen richterlichen Genehmigungen erfolgt. Trumpf Trumpf in der Hand der Anklage sind die Aussagen des ehemaligen Komplizen der Angeklagten, Andrea Venturi, der seine Freunde schwer belastet hat. Venturi, der am Tag nach der Tat seinen Freunden in Wien zu Hilfe geeilt war, erzählte den Richtern im Detail, wie ihm die Angeklagten über den Mord berichtet hatten. Der ebenfalls aus Bologna stammende Venturi wird mit den drei Angeklagten für andere Straftaten im Ausland verantwortlich gemacht. (APA)