Während ganz Österreich die Belastungswelle der schwarz-blauen Regierung erst so richtig zu spüren bekommt, streiten Freiheitliche und Volkspartei hefig darüber, wieviel zusätzliche Milliarden für das „Kindergeld“ locker gemacht werden sollen. Dürfen es sechs Milliarden mehr sein? (Volkspartei) Oder noch a bisserl mehr, vielleicht neun Milliarden (Freiheitliche), sodass ins Kindergeld dann pro Jahr 19 Milliarden Schilling rinnen? Während diverse ExpertInnen immer wieder bezweifeln, wie sich das angestrebte Nulldefizit mit den versprochenen Lohnnebenkostensenkungen plus einer Steuerreform überhaupt vereinbaren lässt, stellt vor allem der blaue Regierungszwilling großzügige Geldgeschenke für Eltern in Aussicht, egal wie arm oder reich diese auch sein mögen. Zynisch müssen das gerade jene Frauen empfinden, die aus gesundheitlichen Gründen keine Kinder bekommen konnten oder deren Kinder nach wenigen Lebensjahren gestorben sind. Diese Frauen müssen nun extra in die Krankenversicherung einzahlen, denn die Gratismitversicherung für Nicht-Mütter ist ab 1. Jänner 2001 passé. Die Befürworter des Kindergeldes argumentieren damit, dass im Familienlastenausgleichsfonds eh genug Geld vorhanden ist. Das ist eine Kassa, in die alle Firmen monatlich einzahlen müssen. Wie der Name sagt, soll das Geld dazu verwendet werden, um die Familien finanziell zu entlasten. Und tatsächlich gibt es in dieser Kassa pralle Überschüsse. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Geburten zurückgehen und die frühere rot-schwarze Koalition bei den Familienausgaben kräftig gespart hat. Schon vergessen, dass die Volkspartei damals vehement darauf gedrängt hat, das zweijährige Karenzgeld wieder zu verkürzen?? Schon vergessen, dass bei den Familienbeihilfen und den Freifahrten eingespart wurde? Wenn also genug Geld im Familienfonds da ist, können entweder die Beiträge der Wirtschaft gesenkt werden (=Lohnnebenkosten senken) oder es wird eben mehr Geld für die Familien ausgegeben. Die Regierung will letzteres tun. Das ist prinzipiell okay, zumal ein Teil der Überschüsse bereits zur Budgetsanierung abgezwackt wurde. Nur kapriziert sich Schwarz-Blau darauf, alles zusätzliche Geld nur für Kinder auszugeben, die jünger als drei Jahre sind. Salopp gesagt: Die Regierung tut alles nur für die kleinen Kinderpopos, so wie sie Jörg Haider werbeträchtig propagierte. Es interessiert die RegentInnen auch nicht, was mit den Kindern und ihren Eltern passiert, wenn sie älter werden. Kindergärten? Soll doch die Wirtschaft für flexiblere Öffnungszeiten blechen (Sozialminister Haupt). Schulen? Tja, bei den Lehren müssen wir leider, leider einsparen, und zwar sofort, ab 2001. Personalintensive neue Modelle für verhaltensauffällige oder sprachlich zurückgebliebene Kinder? Tut leid, wir müssen sparen. Nachmittagsbetreuung für Kinder, deren Mütter arbeiten? Wird nicht mehr so leicht gehen. Studieren? Her mit den Studiengebühren! Sollen halt die Eltern blechen. Wer halbwegs in der Realität lebt, weiss, dass die eigentlichen Probleme erst mit Schuleintritt beginnen. Eine zukunftsorientierte Politik sollte alles daran setzen, Kindern und Eltern möglichst optimale Rahmenbedingungen zu bieten. Gefragt ist eine möglichst familien- und kinderfreundliche Infrastruktur. Wie die skandinavischen Beispiele zeigen, schlagen sich attraktive Modelle für Väter und Mütter in steigenden Geburtenraten nieder. Warum buttern wir nicht mehr in eine möglichst optimale Entfaltung unserer Heranwachsenden? Statt – wie etwa in der Wirtschaft üblich - in geeignete Infrastrukturen zu investieren, verteilt die alpenländische Regierung individuelle Einzelgeschenke. Ohne sich drum zu kümmern, ob die Mütter oder Väter die 6000 S pro Monat für einen fetzigen Sportwagen oder den nächsten Urlaubstripp in die Karibik auszugeben.