Bogota - Der Friedensprozess in Kolumbien hat durch die Ermordung eines bekannten Politikers einen schweren Rückschlag erlitten. Der Vorsitzende der Friedenskommission des Parlaments, Diego Turbay (31), seine Mutter, drei Leibwächter und ein Bekannter waren im Süden des Landes von 50 Schwerbewaffneten an einer Straßensperre erschossen worden. Bei den Tätern soll es sich möglicherweise um Guerilleros der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) handeln. "Wenn es die FARC waren, dann wäre der Friedensprozess logischerweiser gefährdet, weil dies ein schwerer Rückschlag wäre", zitierte die Zeitung "El Tiempo" (Bogota) den Präsidenten Andres Pastrana am Sonntag. Die Zeitung veröffentlichte zugleich Auszüge aus einem von der Polizei abgehörten Telefonat. Darin bestätige der Organisator des Anschlags seinem Kommandanten, dass Turbay und seine Begleiter am Freitag erschossen worden seien. Eine offizielle Stellungnahme der FARC lag bis Montag nicht vor. Bestürzung bei Politikern Die 1999 begonnenen Bemühungen um ein Ende der seit bald 40 Jahre andauernden Gewalt stecken seit November in einer schweren Krise. Die FARC hatten die Gespräche eingefroren, weil die Regierung rechtsgerichtete Paramilitärs unterstützt habe. Pastrana warnte daraufhin, eine den FARC überlassene Zone von der Größe der Schweiz im Süden des Landes könne jederzeit zurückerobert werden. Die Ermordung Turbays löste Bestürzung bei führenden Politikern des Landes aus. Parlamentspräsident Basilio Villamizar beschrieb Turbay als einen Politiker, der davon besessen gewesen sei, den "Frieden durch Dialog" zu erreichen und der die "gewaltsame Konfrontation" abgelehnt habe. Schon der Bruder des Ermordeten, der Abgeordnete Rodrigo Turbay, war 1995 von den FARC entführt worden und zwei Jahre später in der Geiselhaft ums Leben gekommen. (APA/dpa)