Wien - "Marderhaar", sagt Norbert Meier kategorisch, wenn er über das beste Pinselmaterial für Restaurateure referiert oder "Rinderohrhaar", wenn es um Ausbesserungspinsel für Kfz-Werkstätten geht. Ist der Untergrund rau, sei aber Kunsthaar besser. So hält der Bürsten-und Pinselmacher in seinem schon im Jahr 1890 gegründeten Betrieb als einem von nur mehr 15 Unternehmen das Know-how für Spezialpinsel hoch. Geht der jetzt 50-Jährige einmal in Pension, verschwindet nicht nur einer der letzten gelernten Pinselmacher Österreichs, sondern mit ihm auch das Wissen um den individuellen Einsatz von Polyamid-, Eichhörnchen- oder Iltishaar - wovon bisher nicht nur bildende Künstler wie Arnulf Rainer oder die Restauratoren der Redoutensäle profitiert haben. Hundert verschiedene Pinsel hat Meier noch im Repertoire. Sie werden jedoch nur noch in Spezialserien händisch herstellt. Durch die Kosten für die Materialen - für Marderhaar legt man 230.000 Schilling pro Kilo auf den Tisch - und die Stielfertigung in Handarbeit sind diese Pinsel naturgemäß relativ teuer. Teurer jedenfalls als die Konkurrenz aus China. Dies werde jedoch dadurch kompensiert, so Meier, dass man aus den von Natur aus gekrümmten Haaren händisch eine völlig gerade Pinselspitze formen kann, die dann wiederum einen ganz geraden Strich liefert. "durchaus zufrieden" "Unterm Strich durchaus zufrieden" ist der Chef des Viermannbetriebes jedenfalls mit seinem Umsatz. Mit vier Millionen im Jahr schreibt er durchaus schwarze Zahlen. Zum Glück, wie er erklärt, wird in Österreich nämlich auch noch "das kleinste Essiggurkerl" vorher mit der Bürste geschrubbt, bevor es eine Konservendose sieht. Außerdem müssen natürlich auch die Maschinen in der Lebensmittelbranche peinlich sauber gehalten werden. Und Meier hat das, was etwa Firmen wie Lindt, Haas, Hofbauer oder Manner brauchen: Bürsten mit harten Borsten, die sich bestens zur Maschinenreinigung eignen. Die weichborstigen wiederum finden bei der Verteilung von Chemikalien oder beim Polieren hochwertiger Materialen wie Silber oder Gold Verwendung. Pferdehaarbürsten, mit feinem Metalldraht verstärkt, nehmen zudem die Statik bei modernen Druckereimaschinen weg. Genug Einsatzgebiete für Meiers Produkte also. Bei deren Herstellung klopfen, stopfen und poltern die bis zu 40 Jahre alten Maschinen jedenfalls gehörig, das aber recht effizient. 2000, gänzlich verschiedene Bürstenarten, aus Metall genauso wie aus Holz und Leder, die wiederum mit Schweine- Pferde oder Ziegenhaaren genauso gestopft sein können wie mit Stahldraht und Polypropylen, werden von ihnen produziert. (Monika Bachhofer, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 2. 1. 2000)